Offenes Tagebuch

creative writing

 

Individual Audit: Build your own infrastructure

Selbst-Portrait 

Ich fließe durch die Welten, verwische achtend die Grenzen

Erinnerungen fallen - ich führe siegreich in großen Kämpfen

all der Hass durfte nie lieben, all die Liebe durfte nie hassen

spiele eure Karten, den Hass wie die Liebe, spiele die Sieben

Ich verzichte mich verprassend, verprasse mich verzichtend

Im verschmelzenden Feuer, Abgestorbenes wird vernichtet

Im verschmelzenden Feuer, Neugeborenes wird überlichtet

Ich schmiede fragend, du musst nur vertrauen, verzichtend

Das humboldtsche Bildungsideal stellt uns vor die Herausforderung der ganzheitlichen Ausbildung im Weltbürgertum dieser Zeit. Die Herausforderung ändert sich - wie die Möglichkeiten ihr zu begegnen. Was könnte „state of the art“ dieses Bildungsideals sein? Die Abhandlung versucht sich zu nähern. Sie idealisiert das Erkunden des gesamten menschlichen Resonanzkörpers jedes Individuums, um auf Grundlage der jeweiligen individuellen Gegebenheiten eine eigene Infrastruktur maßzuschneidern. In allen Individuen verschmelzen globale und lokale Entwicklungen verschiedener Makro-Ebenen bis hin zu Alltagsroutinen verschiedener Mikro-Ebenen. Irgendwo dazwischen grenzt sich jeder Mensch ab. Er lebt. Schreibt Geschichten in den Wind der fortschreitenden Entwicklung. Seine Lebensgeschichte. Sie gehört ihm. Nicht nur ihm, aber auch ihm. Wenn seine Geschichte wirklich ihm gehört, wenn er sie erzählt, als Ich-Erzähler, wenn er sie im nächsten Augenblick verändern kann, dann spürt er das, was wir als freien Willen bezeichnen. Er erkennt Wachstumspotenziale und die Freiheit, sich für die Erkundung seiner Potenziale zu entscheiden. Er spürt einen Kraftraum kreativer Eigenverantwortung.  

Dieser Kraftraum ist ein fließender Standort in einer sich ständig wandelnden Welt. Jedes Individuum hat einen eigenen. Wenn es diesen individuellen Kraftraum fortwährend erschließt, mit dienender Gesinnung gegenüber Wandlungen, und so den Standort einnimmt, erzeugt es ganz natürlich durch ihn, mit ihm und in ihm immer neue Realität, wodurch sich dann die wandelnde Welt im wahrsten, schönsten und besten aller Sinne durch das, mit dem und im Individuum wandelt. Es wächst fließend entlang natürlicher Wellenbewegungen. Hat sich ein Individuum in seinem individuellen Kraftraum gefunden, ist das unmissverständlich wahrnehmbar. Etwas rastet ein. Klick. Das Individuum wirkt im Prozess authentisch, ohne Störgeräusche als Fließhemmnisse, d.h. Einflüsse in sich, mit sich und durch sich spiegelnd, im fließenden Wachstum aus Verschmelzungs- und Abgrenzungsvorgängen, sich durch, mit und in den Prozessen in radikaler Ehrlichkeit annähernd, als Seile zwischen bewussten und unbewussten Ebenen spannende, auf den Seilen tanzende, ständig um Gleichgewicht ringende Existenz, sich als im Prozess seienden Teil des unkontrollierbaren Weltspiels annehmend, Interessen fließend durchsetzend, Win²-Win²-Win²-Situationen anstrebend, den Totalverlust bewusst zulassend, durch das Verweilen an dem dynamischen Standort in Anpassung an sich wandelnde Welten die Spannung haltend, genau damit vertrauenswürdig seiend. Jene Individuen schaffen Vertrauen. 

Dieser Standort ist realer als alles bewusst Vorstellbare. Er ist multidimensional wahrnehmbar. 7-D. 

Die Freiheit des Individuums, diesen Kraftraum kreativer Eigenverantwortung ständig zu erschließen, um damit jedem Einzelnen unentziehbar die Chance zu wahren, den Standort (wieder) einzunehmen, sollte treibender Ur-Samen und anzustrebendes Ideal jeder Mehrheit von Individuen (Gemeinschaft) sein, wenn sie im aufkommenden Game B langfristig erfolgreich mitspielen will. Homo Cooperativus. 

Die Idee: Jedes Individuum sucht den eigenen Standort, nimmt ihn ein und versucht ihn zu halten. Durch das Verweilen des Individuums an seinem Standort entsteht zwingend wahre, schöne und gute Realität für die Gemeinschaft in der sich wandelnden Welt. Zugleich unterwerfen sich alle Individuen, ob sie wollen oder nicht, ob es ihnen bewusst ist oder nicht, einer überindividuellen Kraft, die das Verhältnis Individuum-Gemeinschaft (bottom-up) ordnet. Die überindividuelle Kraft kann eigenartig benannt werden, wesentlich ist dabei, dass sie das Einnehmen des Standortes durch das Individuum idealisiert und damit zwingend die Freiheit des Individuums, diesen Standort selbst zu bestimmen, in dem es den eigenen Kraftraum durch Suchprozesse im Trial&Error-Verfahren selbst erkundet und aus dieser Erfahrung Rückschlüsse zur Standortbestimmung für sich und die Gemeinschaft ziehen kann. 

Die Gegenidee: Individuen entwickeln ein anzustrebendes Gemeinschaftsideal über konkrete Ziele, ordnen das Verhältnis Gemeinschaft-Individuum von diesen konkreten Zielen aus (top-down), in dem sie allen Individuen einen Kraftraum (Verhaltenskorridor “individueller Freiheit“) und Ideal-Standort aktiv zuweisen. Zugleich können sie dabei systematisch keine überindividuelle Kraft akzeptieren, die über das selbstbestimmte Individuum wahre, schöne und gute Realität für die Gemeinschaft in der sich wandelnden Welt erzeugt. Denn bei Akzeptanz der Kraft, würde diese zum alternativen Ideal und Vergleichsmaßstab, an dem ein einzelnes Individuum die konkreten Planungsziele messen und dabei feststellen könnte, dass menschliches Bewusstsein limitiert ist und damit die menschliche Fähigkeit zur bewussten Bestimmung konkreter Ziele als anzustrebende Gemeinschaftsideale; dass damit jede Bestimmung konkreter Planungsziele von Individuen für andere Individuen zwingend nach und nach unwahrere, unschönere und weniger gute Realität erzeugt. Im Vergleich zur Idee. Die Realitäten in allen Gemeinschaften sind für das einzelne Individuum vergleichbar und messbar. Dadurch werden sie dem empirischen Beweis zugänglich. Die Überlegenheit der Idee wird im Game B Tatsache sein. Tief verwurzelt im Individuum, das einen neuen Blick auf sich als Teil von Gemeinschaften wirft. Denn dem einzelnen Individuum, und hierauf kommt es maßgeblich an, fehlt bei der Gegenidee die Option, den eigenen Kraftraum kreativer Eigenverantwortung zu erschließen, sofern der dem Individuum von anderen Individuen zugewiesene Verhaltenskorridor nicht ausreicht. Im Zentrum der Idee steht das Individuum. Durch Einnehmen der individuellen Standorte bildet sich dezentral kollektive Intelligenz. Diese kollektive Intelligenz steht wie die einzelnen Individuen in unmittelbarem Kontakt zur Totalität. Und kann daher in den Wellenbewegungen der sich wandelnden Welt fließen. Die Idee baut also auf die Verantwortung des Individuums, seinen Standort einzunehmen, und auf das Vertrauen gegenüber anderen Individuen, dass auch sie versuchen, ihren Standort einzunehmen. Diese Idee ist Game B. Verglichen mit Game B haben bei der Gegenidee alle Individuen langfristig weniger von allem. Die Gegenidee diente als Zwischenstruktur, um sich Schritt für Schritt in das nächste Spiel zu hangeln, ist aber strukturell deutlich zu ineffizient. Sie ist Kreisliga, Game B ist Champions League. Was der Kreisligaspieler festhaltend zu steuern versucht, entreißt ihm die sich wandelnde Welt.    

Wer das Humboldtsche Bildungsideal verkörpern will, im wahrsten aller Sinne, der begibt sich auf die Suche nach jenem individuellen Standort. Individual Audit. Das Interessante: er ist kein knappes Gut! Jedes Individuum hat einen eigenen. Wir haben Gemeinsamkeiten, sind aber unendlich verschieden. Das Erschließen des Raumes bzw. das Verweilen an diesem Standort ist Prozess und Lebensaufgabe. Es bleibt ein anzustrebendes abstraktes Ideal. Im Suchprozess reagiert der gesamte Organismus des Individuums, verbindet sich, grenzt sich ab, pulsiert entlang natürlicher Wellenbewegungen. Es ist, als füge er sich als passendes Puzzleteil in das Weltspiel, als wandele er sich durch sie, mit ihr, in ihr. Er entfaltet Lebenshunger und setzt selbst Lebensenergie frei, um diesen Hunger zu stillen. Er muss sich nicht rechtfertigen, weil er das Weltspiel demütig verkörpert. Er wächst wahrnehmbar fließend.

Es ist als spiele das Individuum im Sandkasten der Welt. Mal als Kind. Mal als Affe. Mal als Geist. Sämtliche Signale der sich wandelnden Welt fließen durch den menschlichen Organismus, werden multidimensional gefiltert und schmieden korrespondierende Energieimpulse. Die Signale der Welt treffen im Individuum auf die vorhandene Grundstruktur und lösen dort, sofern sich Gegensatzpaare finden, Energieimpulse aus. Quelle der Impulse ist das Zusammentreffen der (zunächst unbewussten) individuellen Grundstruktur mit den Signalen der Außenwelt. Sie reagieren aufeinander. Individuum und Außenwelt tauschen Informationen über die Intensität der Impulse aus, etwa indem ein Treffer eines Gegensatzpaares eine unbeabsichtigte körperliche Reaktion anzeigt. Match. Die Reaktion des  Individuums gegenüber der Außenwelt: Emotion! Diese Emotion gibt dem Individuum den Auftrag, sein Bewusstsein als limitierten Scheinwerfer auf den Ursprung der Emotion zu richten, d.h. auf das einzelne Gegensatzpaar und damit sowohl auf die eigene Grundstruktur als auch auf die Außenwelt. Aufgabe des Individuums ist es, die eigene Grundstruktur zu erkunden und sie mit der notwendigen Vorsicht konservativ-innovativ an die Gegebenheiten der sich ständig wandelnden Welt anzupassen, sich dadurch selbst in das Stadium des fließenden Wachstums zu versetzen, d.h. ständig den eigenen Kraftraum zu erschließen und sich an den jeweiligen individuellen Standort zu begeben, sich dabei bewusst seiend, dass kein Individuum, keine Existenz, die sich ständig wandelnde Welt beherrscht. Richtig, das limitierte Bewusstsein des Individuums kann die Grundstruktur intellektuell verändern. Es ist beschwerlich, aber es ist möglich. Das limitierte Bewusstsein kann die (zunächst unbewusste) Grundstruktur beeinflussen, auch verändern, indem es gewisse Informationen über die Verhältnisse der Außenwelt übermittelt. Im Idealfall ist es ein gegenseitiger Austausch, ein Zusammenwirken. Das im Konkreten agierende, limitierte Bewusstsein sammelt Detail-Informationen und sendet sie zum Abgleich an die Grundstruktur. Es fragt implizit, fließen wir (Individuum) noch in die richtige Richtung, d.h. in Übereinstimmung mit Grundstrukturen. Sind wir on track? Das Bewusstsein sucht Validierung. 

Das Bewusstsein entknoteter Individuen sucht Validierung primär im eigenen Resonanzkörper. Diese Individuen können sich im Zweifel selbst validieren, indem sie die Signale der Außenwelt mit der eigenen Grundstruktur (im Idealfall bewusst) spiegeln und die Gegensatzpaare in sich erkennen, halten, um ihre Lebensenergie-Impulse möglichst energieeffizient zu steuern und auf diese Weise über ihre eigene Infrastruktur möglichst viel Mehrwert zu generieren. 

Das Bewusstsein verknoteter Individuen dagegen findet kaum hinreichend Validierung im eigenen Resonanzkörper, es hat kein ausgeglichenes Innenleben, kann die Signale nicht kontrolliert spiegeln, kann die Gegensatzpaare nicht halten, hat keine eigene innere Infrastruktur, erschließt die eigene Grundstruktur kaum, hat, verglichen mit dem eigenen Potenzial, weniger Lebensenergie-Impulse und die Impulse, die es hat, steigen in aller Regel unkontrolliert auf. Sie schlagen sich nicht zuletzt in affektivem Verhalten nieder. Die Impulsquelle kann von ihnen innerlich nicht zugeordnet werden und wird daher in der Außenwelt gesucht. Sie wird nach außen gespiegelt. Die Spiegel sind nichts anderes als ein innerer Abwehrmechanismus. Sie verdecken die Schatten des Bewusstsein, d.h. die Bereiche, die der Bewusstseins-Scheinwerfer gerade nicht ausleuchtet, u.a. weil sie, aus welchem Grund auch immer, auf dessen Rückseite liegen. Wer die Wirkung des menschlichen Bewusstseins verstanden hat, dem wird zunehmend klar, dass die Schatten notwendige Folge beim Einsatz des limitierten Scheinwerfer-Bewusstseins sind. Es kann nur Teilbereiche in der sich wandelnden Welt ausleuchten, zunächst als Scheinwerfer, es ist zu limitiert, um die sich ständig wandelnde Welt in ihrer Komplexität und Totalität zu erfassen. Es ist schlicht zu limitiert. Indem das Individuum nun das Instrument des Bewusstseins nutzt, um sich einen Teilbereich näher anzuschauen, trifft es zugleich die Entscheidung, andere Bereiche nicht auszuleuchten. Diese anderen Bereiche verschwimmen zunehmend, da keine Detailinformationen durch das Bewusstsein angehäuft werden. Wie beim Augenzusammenkneifen. Das Augenpaar, das versucht, Details der Außenwelt in aller Schärfe zu erfassen, blendet zwingend zugleich übrige Details der Außenwelt aus. Überall, wo das individuelle Bewusstsein lange Zeit nicht hinschaut, entstehen also zwingend Schattenbereiche. Ständig. Die individuelle Landkarte ist in jenen Bereichen ungenau, vor allem, wenn noch nie oder lange keine Informationen über die eigene Grundstruktur und den eigenen Standort in der sich wandelnden Welt in diesen Bereichen eingebaut wurden. Je länger ein Individuum Schattenbereiche unbeachtet lässt, desto wahrscheinlich wird ein affektives Verhalten. Denn die sich wandelnde Welt sendet ständig Signale in den vollen individuellen Resonanzkörper, ob das Individuum (bzw. das bewusste Ego) will oder nicht, und wenn diese Signale ein Gegensatzpaar-Match im Schattenbereich auslösen, dann können die Individuen die Quelle des Affektes auf ihrer limitierten Landkarte strukturell nicht nachvollziehen und nicht verorten, da sie den Kontakt zur Grundstruktur in den Schattenbereichen verloren haben. Ziel des Individuums sollte es zunächst sein, den Mechanismus aus der Wirkung des eigenen Scheinwerfer-Bewusstseins und der Schattenentstehung zu verstehen. Wer dann im Game B verlässlich, vertrauenswürdig und auch authentisch sein möchte, d.h. möglichst wenig individuelle Affekte, die nicht selten zu physischer oder psychischer Gewaltausübung führen, der wird versuchen, das Instrument des Scheinwerfer-Bewusstseins fließend immer wieder in alle Richtungen zu bewegen, um der unumgänglichen Schattenbildung vorzubeugen. Wer jetzt denkt, ja, das mache ich doch, der kann in diesem Gedanken sein Bewusstsein beobachten, wie es versucht, sich selbst im Individuum von den eigenen Schatten wegzulenken. Es verspiegelt die Schattenseiten. Besser gesagt, es ist auf Energieeffizienz gepolt und daher limitiert und faul. Es will nichts ausleuchten, was es nicht ausleuchten muss. Das ist im Grunde ein guter Ansatz, wenn man das Bewusstsein als Instrument versteht. Es benötigt Grund, Ziel und Zweck der Ausleuchtung. Aufgrund des limitierten Scheinwerfers ist die bewusste Beleuchtungskraft im Zentrum stark und nimmt zu den Außenbereichen hin zunehmend ab. Wenn das Bewusstsein im Individuum die Alleinherrschaft hätte, wovon inflationierte Egos ausgehen, dann würde es durchweg das Zentrum beleuchten, hier kennt es sich gut aus und generiert fortwährend Informationen. Das Problem inflationierter Egos sind die Wandlungen der Welt. Wer sie leugnet oder verdrängt, den überrascht die Realität als Flutwelle. Die wandelnde Welt sendet Signale nicht nur in das Zentrum, sondern in den gesamten Resonanzkörper des Individuums. Auch in die Schattenbereiche.   

Nicht selten entstehen Schattenbereiche über Trauma-Erfahrungen, d.h. das individuelle Bewusstsein musste im Individuum einen Zustand erleben, mit dem es nicht umgehen konnte, den es in sich, im Individuum, nicht zuordnen konnte, der es aber verstehen ließ, dass dieser Zustand das Individuum nicht zu fließendem Wachstum führt, sondern fernab des Weges ist. Metaphorisch gesprochen wäre das der weiße Punkt im schwarzen Fisch des chinesischen Yin und Yang-Symbols. Das Bewusstsein schwenkt dann panisch umher und sucht die eine Ursache dieses Zustandes. Es kann sie nicht finden. Es ist zu limitiert. Es erkennt (weißer Punkt), alles um mich herum ist Schatten. Das Bewusstsein sendet als Information in den eigenen Resonanzkörper: not on track, problem! Es will aber die eigene Limitierung nicht wahr haben und wird aktiv, koste es, was es wolle. Es macht einen Bereich als Quelle allen Übels aus und zieht davor eine Wand aus Wunden hoch, die es außen großflächig mit Spiegeln versieht. Da gucken wir nie wieder hin! Das ist böse! So entstehen Komplexe. Versteckte Ölfelder im nicht erkundeten Schatten. Schon ist das Individuum verknotet. Unaufgeräumter Keller. Sendet nun die wandelnde Welt Signale in diesen Bereich des Individuums, treffen diese auf die Spiegel, die das bewusste Ego als Wand aus Wunden gezogen hat und werden nach außen projiziert.

Die Signale der wandelnden Welt werden also nicht mehr in voller Resonanzlänge über das wirkliche Gegensatzpaar bewusst gespiegelt, um Wachstumstreiber aus der Grundstruktur abzuleiten, sondern die Signale der Außenwelt treffen im unbewussten Schattenbereich auf die Ölfelder und erzeugen über Gegensatzpaar-Matches (Conjunctio-Dynamo) Energie, die sodann als Energieimpuls im Individuum abseits des Bewusstseins aufsteigt. Affekt. Das bewusste Ego kann den Energieimpuls nicht bewusst spiegeln, kontrollieren und im Rahmen der eigenen Infrastruktur geordnet nutzen. Die Energie kann aber nicht nur nicht effizient genutzt werden, sondern richtet nicht selten Schaden an, weil die Affekte das Individuum unkontrolliert zu nicht authentischem Verhalten veranlassen. Die Energie muss raus, der Energieimpuls muss sich in Verhalten umsetzen, muss ausgelebt werden. Und das erfolgt unkontrolliert, weil das Bewusstsein den Impuls nicht innerhalb der eigenen Infrastruktur der Innenwelt spiegelt und ordnet, so dass er potenziell in alle Bereiche ausschlagen kann. Das Problem ist, das bewusste Ego kann diese affektiven Energieimpulse nicht kontrollieren, nicht als Fließhemmnis identifizieren und im Rahmen der individuellen Infrastruktur lösen, weil es in den Schattenbereichen, je nachdem wie dick die Wand aus Wunden ist, kaum fließenden Austausch mit der Grundstruktur hat und den Ursprung der Energieimpulse (Conjunctio-Dynamo) nicht nachvollziehen kann. Die Impulse manifestieren sich im Zweifel als archaische Reaktion auf die Signale der Außenwelt. Interessant ist dabei, dass die wandelnde Welt auf diese Weise mit der unbewussten Grundstruktur kommunizieren kann - ohne Beteiligung des Bewusstseins des Individuums. Das heißt, da lebt was. Die Grundstruktur. Das Selbst. Wer sich nur mit seinem bewussten Ego identifiziert, der lebt nur einen Teil von sich aus. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Individuen limitiert oder verknotet bleiben. Wer sich nun vorstellt, dass eine ganze Hemisphäre von Individuen einen Idealtypus ins Zentrum rückte und Jahrtausende lang bewusst beleuchtete, die wandelnde Welt dann aber Signale in die Schattenbereiche dieses Idealtypus im Individuum sandte und immer mehr Individuen dort Lebensenergie spürten, was sie dazu brachte, mit diesen Signalen zu korrespondieren, sie in sich zu erforschen und dabei eine individuelle Grundstruktur entdeckten, welche auf die Signale reagierte und damit die Quelle ihrer gesteigerten Lebensenergie war, der wird unsere Zeit zunehmend besser verstehen. Diese Individuen widmeten häufig ihr ganzes Leben der Arbeit mit und an ihrer individuellen Grundstruktur, folgten ihrer Schatzkarte zunächst unbewusst, zunehmend aber bewusster, und entdeckten dabei den Conjunctio-Dynamo. Den derzeitigen Stein der Weisen. Das Wissen über den Conjunctio-Dynamo erlaubte es ihnen, Lebensenergie in extrem hohen Maßen in sich zu generieren und konzentriert als Starkstromstoß aus dem Körper in die wandelnde Welt zu treiben. Um die Starkstromstöße verkörpern zu können, müssen Grundstruktur und Bewusstsein im Individuum zusammenarbeiten, es muss ein fließender Austausch möglich sein, sonst klappt es nicht. Die Signale der Außenwelt strömen ins Individuum, das Bewusstsein kennt individuelle Grundstruktur und den Conjunctio-Dynamo über Gegensatzpaar-Matches, es lenkt und spiegelt die Signale so, dass möglichst starke Lebensenergie konzentriert generiert wird, es lenkt und spiegelt die Energieimpulse dann wiederum bewusst in ein bestimmtes Verhalten des Individuums. Das Verhalten sind Routinen, Übung macht den Meister. Die Ergebnisse der Verkörperung von Starkstromstößen sind bedeutende Kunstwerke, Erfindungen, Theorien, wissenschaftliche Erkenntnisse, sportliche Spitzenleistungen, je nach individueller Infrastruktur. Wir wissen heute noch nicht, was alles in den Individuen steckt, welche Art von wahrer, schöner und guter Realität sie über Starkstromstöße erzeugen können. Wer Rom besucht, in die Sixtinische Kapelle geht und seinen Kopf in den Nacken legt, der erhält eine Ahnung, was möglich ist, während ihm die Tränen unhaltbar übers Gesicht laufen. Meister aller Meister.

Die Starkstromstöße sind nun ihrerseits in der Lage die Grundstrukturen der sich wandelnden Welt zu erfassen. Und zwar in all ihrer Komplexität. Es sind Leuchtraketen, die den Weg weisen. Wer sie zu deuten weiß, indem er sie verkörpernd aufnimmt, der kann in sich wahrnehmen, wie sie die eigene Grundstruktur verändern. Der in den Erzeugnissen gespeicherte Starkstromstoß kommuniziert mit der Grundstruktur und trifft, trifft, trifft, trifft, trifft, multidimensional. Das geht so schnell, da hat das  Bewusstsein kein Mitspracherecht. Oft sitze ich im Museum und muss wieder gehen, weil ich denke, diese ästhetische Schönheit kann kein Lebewesen mehr schlagen. Bis ich den nächsten Meister sehe.   

Das Bewusstsein des Individuums ist zu limitiert, um Starkstromstöße alleine erzeugen zu können. Es kann keine kohärente Infrastruktur bewusst bauen, die solch multidimensionale Spannung aushalten könnte. Es ist schlicht zu limitiert. Individuen können ihr Leben im Stadium eines inflationierten Egos verbringen, es erzeugt keine Starkstromstöße und erfasst sie auch nicht. Dennoch will es häufig die Erzeugnisse der Starkstromstöße haben, weil diese zum einen bislang knapp sind und alle anderen finden es wichtig, knappe Güter zu besitzen, deswegen findet das auch das inflationierte Ego wichtig.    

Das Gegenteil von Starkstromstößen sind unkontrolliert aufsteigende Impulse. Sie gelten im Game B als gefährlich, physisch wie psychisch, weil sie nicht durch das Bewusstsein in die eigene Infrastruktur integriert wurden. Der Austausch zwischen Grundstruktur und Bewusstsein ist wichtig. Das bewusste Ego hat die Ölfelder hinter Wänden aus Wunden abgekapselt, damit das Individuum zumindest nach den Anforderungen der Außenwelt funktioniert, auch wenn es den Austausch über den Conjunctio-Dynamo (Gegensatzpaar-Matches) zwischen den Signalen der Außenwelt und der individuellen Grundstruktur in diesem Bereich derzeit nicht (aus)halten kann. Das Individuum schaltet sozusagen partiell auf Notversorgung und sagt, wir müssen in der Außenwelt funktionieren und im Austausch mit den Schattenbereichen haben wir Erfahrungen gemacht, die uns in einen komischen Zustand geführt haben. Der war nicht gut. Da schauen wir nicht mehr hin! Problem ist dabei: Das limitierte Bewusstsein sucht die Schattenbereiche als Ursache der Leidenserfahrung sehr grobschlächtig aus. Es ist limitiert, gerade in sehr jungen Menschen, und will in aller Regel Gutes, in dem es das Individuum lieber an die Anforderungen der Gemeinschaft anpasst, damit es hier, als die eigene Grundstruktur verleugnende Maske, funktioniert, anstatt selbstkritisch anzuerkennen, dass es, als das individuelle Bewusstsein im Individuum, nicht im fließenden Austausch mit der individuellen Grundstruktur steht, um das Individuum in den Zustand fließenden Wachstums, an den Standort im Kraftraum zu führen, sondern noch viel hinzulernen muss und in diesem Lernprozess keinen Bereich vernachlässigen darf, alles ständig beleuchten muss, so gut es geht, bis sich das Individuum in dem Zustand wiederfindet, in dem der Conjunctio-Dynamo so viel Energie aus dem Gegensatzpaar-Mechanismus generiert, dass es nicht nur die eigene Grundstruktur mit großer Leuchtkraft nach und nach erschließen kann, sondern sogar Einfluss nimmt auf die Grundstruktur und im Zusammenspiel mit ihr eine individuelle Infrastruktur maßschneidert. 

Weil der fließende Austausch zwischen Grundstruktur und Bewusstsein in verknoteten Individuen nicht stattfindet und sie dadurch den auch in ihrem Resonanzkörper stattfindenden Mechanismus aus Außenwelt-Signal / individuelle Grundstruktur / Gegensatzpaar-Match / Lebensenergie-Impuls nicht nachvollziehen können, sucht das Bewusstsein verknoteter Individuen Validierung über den Conjuctio-Dynamo (Gegensatzpaar-Matches) vor allem außerhalb des eigenen Resonanzkörpers. Es sucht bewusst aktiv Gegensatzpaare in der Außenwelt, um Energieimpulse in sich zu auszulösen. Mit der Zeit findet es eins, zwei, drei Gegensatzpaar-Matches und nuckelt daran, wie ein Baby an der Mutterbrust. Immer wieder. TV&Chill. Danach wird der Conjunctio-Dynamo als neues Produkt verpackt und nochmal das Ganze. Das wissen einige Individuen in der Außenwelt zu nutzen. 

Die Aufgabe des Bewusstseins ist, Hemmnisse eines optimalen Energieflusses zu beseitigen. Es ist dazu da, die Grundstruktur auszuleuchten und eine eigene Infrastruktur des Energieflusses zu bauen, zu prüfen, zu optimieren. Hierfür fragt es, fließen wir (Individuum) noch in die richtige Richtung, sind wir on track? Bei Verknotung erhält es keine klare Antwort. Die Validierungs-Antwort des eigenen Resonanzkörpers versickert in verknoteten Strukturen, sie ist nicht energieintensiv genug, oder wird durch Spiegelmechanismen nach außen projiziert. Also denkt das Bewusstsein mit der Zeit, ok, in uns gibt es weniger Lebensenergie als in der Außenwelt und fängt an in der Außenwelt nach Gegensatzpaar-Matches zu suchen, um Energieimpulse zu generieren. Diese kommen dann allerdings von außen und nicht aus dem eigenen individuellen Resonanzkörper. Das Individuum kann von den Energieimpulsen der Außenwelt abhängig werden. Welcher Art diese auch immer sind. Es ist zu beobachten, dass sich dabei mit der Zeit in der Außenwelt bestimmte Energiequellen heraus kristallisieren, die sehr viele Individuen mit Gegensatzpaaren versorgen. Diese Energiequellen sind die knappen Güter in der Außenwelt. Alle wollen sie haben. 

Entknotete Individuen haben ein anderes Verhältnis zu diesen Gütern. Ja, ich sehe auch ihre Eigenschaft als Energiequelle in mir, aber ich bin nicht abhängig, habe auch eigene Energiequellen in meinem Resonanzkörper und wenn diese Energiequellen der Außenwelt nur mit hohem Aufwand oder nur unter emotional unästhetischen Bedingungen zugänglich werden, konzentriere ich mich lieber auf die Energiequellen in meinem Resonanzkörper.  

Bei verknoteten Individuen ist zudem das Phänomen der Sündenbock-Problematik zu beobachten. Ein Signal der Außenwelt trifft auf ein unbewusstes Ölfeld im Schatten und löst intensive negative Energieimpulse aus, körperlich wahrnehmbar, und das Bewusstsein kann den Auslöser (Gegensatz) in sich nicht finden, denn der Bereich des Ölfeldes ist dem Bewusstsein nicht zugänglich, da verspiegelt über Wände aus Wunden. Das insofern inflationierte Ego sagt, ok, ich (Individuum) bin definitiv nicht der Auslöser, aber wer war es dann, der uns in diesen intensiven Impuls getrieben hat. Die Suche nach dem Sündenbock in der Außenwelt beginnt. Als Sündenbock wirkt am intensivsten der Gegensatz zum Detail der eigenen Grundstruktur als Match des Gegensatzpaares. Dieser wird in der Außenwelt gesucht, erzeugt und auf diese Weise externalisiert anstatt die intensive Energie im Rahmen der eigenen Infrastruktur zu nutzen. Der Sündenbock-Mechanismus ist im Game B definitiv Energieverschwendung und richtet häufig viel Schaden an, indem das Individuum die ganze Energie aufwendet, um die Struktur des Sündenbocks als Gegensatz zur eigenen Grundstruktur zu verändern, ohne zu wissen, dass er den passenden anderen Gegensatz in sich trägt und denselben Anteil an der Energieerzeugung in der Außenwelt hat. Jeder sollte sich auf seinen Resonanzkörper konzentrieren. Entknotete Individuen internalisieren den Vorgang und verhindern den Sündenbock-Mechanismus, der weltweit im vergangenen Jahrhundert so viele Menschenopfer forderte. Zumindest bei sich. Im Game B ist jedes unschuldige Opfer fremder, missverständlich externalisierter, ausgelebter Impulse über den Sündenbock-Mechanismus eines zu viel. Das Ausleben des Sündenbock-Mechanismus ist als psychische Gewaltausübung zu qualifizieren. Es könnte in Zukunft nach und nach strafrechtlich relevant werden. Hierfür müssen die Individuen ihre Innenwelt besser verstehen. Dieses Verständnis sollte in die Schulbildung integriert werden. Diese Abhandlung wagt den Versuch, die Innenwelt der Individuen zu konzeptualisieren. Auf jenes Konzept, das hier im Brainstorming-Stil („a floating text written in flow state“) erarbeitet wird, kann ein ausdifferenzierter Bildungsanspruch und ein Bildungsprogramm erarbeitet werden. Im Mittelpunkt dieses Konzeptes steht das Individuum.  

Die Grundstruktur antwortet auf die Signale der Außenwelt über Energieimpulse, die als Emotionen auch körperlich wahrnehmbar sind und die das Bewusstsein idealerweise als Wegweiser deutet, in dessen Richtung es leuchten (Informationen sammeln) soll. Wenn das Bewusstsein eines Individuums nun Informationen in Bereichen abseits des eigenen Lebensweges (kaum Impulse) ansammelt, dann treffen diese Informationen als Signale nicht auf die passenden Gegenstücke in der Grundstruktur, es findet kein fließender Austausch statt, die Signale finden kaum bzw. nur zufällig halbwegs grobkantig passende, sich letztlich ineinander verknotende Gegenstücke. D.h. keine feinjustierten Gegenstücke, kaum innere Matches von Gegensatzpaaren, kein Conjunctio als Energiequelle, kaum Lebensenergie. Das Individuum wirkt für alle wahrnehmbar verknotet. Das individuelle Bewusstsein arbeitet nicht mit den eigenen Grundstrukturen zusammen, es leuchtet nicht den Lebensweg aus. Es wächst nicht fließend. Es hat wenig Energie. Zum eigenen Wachstum. Denn je fließender, kohärenter, konstanter der Austausch zwischen Bewusstsein und Grundstruktur erfolgt, desto heller und kräftiger leuchtet der Scheinwerfer des Bewusstseins, desto mehr Energie hat das Individuum, um die Grundstruktur zu prüfen und an die wandelnde Welt anzupassen. Der Gegensatzpaar-Mechanismus, der im Conjunctio gipfelt, wirkt in der menschlichen Psyche wie ein Dynamo zur Erzeugung von Lebensenergie. 

In der Metapher von Platons Höhlengleichnis leuchtet die Taschenlampe des Bewusstseins vieler Individuen derzeit gerade so stark, dass es die Schatten an der frontalen Wand als final-reale Welt akzeptiert. Das liegt vor allem daran, dass der Dynamo keine stärkere Leuchtkraft erzeugt. Das Bewusstsein der Individuen leuchtet flimmernd in der Gegend rum, während das Individuum in der dunklen Höhle sitzt und auf die Wand starrt. Die Idee ist, wenn genug Individuen ihre Lebensenergie unter Nutzung des Conjunctio-Dynamos erhöhen, und damit auch die Leuchtkraft ihrer bewussten Taschenlampe, dass sie dann nicht nur den Austausch mit ihrer Grundstruktur beleuchten können, sondern sich zugleich auch die Helligkeit in der Höhle insgesamt erhöht und die Individuen dadurch gemeinsam bemerken, dass sie in einer Höhle sitzen und es auch ihnen möglich ist, sich von den Ketten zu lösen, den Weg aus der Höhle als Realität anzunehmen, um sich dann die tatsächliche Energiequelle der Helligkeit in einem sehr beschwerlichen Prozess bewusst zu machen. Mit der bewussten Erkenntnis über den Gegensatzpaar-Mechanismus als Energiequelle wäre dann für immer mehr Individuen der Weg frei für das Erschließen des individuellen Kraftraumes und das Einnehmen des jeweiligen individuellen Standortes, der, wie bereits erwähnt, kein knappes Gut ist, so dass sich dann die sich ständig wandelnde Welt im wahrsten, schönsten und besten aller Sinne um viele entknotete Individuen dreht. Jene Existenzform würde sich den Conjunctio-Dynamo in der Innenwelt zu Nutze machen wie das Feuer in der Außenwelt. Sie würde eine komplett neue Innenwelt konzeptualisieren, nach und nach erschließen und bislang ungeahnte Wachstumspotenziale realisieren, vergleichbar mit dem, was die Menschheit auf die Beherrschung und Nutzung des Feuers in der Außenwelt aufbaute. Die Chance dazu besteht und es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis sie in beherzter Freiheit strategisch wahrgenommen wird. Sie wird heute schon wahrgenommen, von einigen Individuen, aber wohl eher zufällig. Ich schlage einen weiteren Wegweiser in den Boden. Hinzuweisen ist auf die Gefahren des beschwerlichen Weges in die Gipfel, denn nur die hochmütige Einsamkeit der Gipfel lässt das Individuum seinen individuellen Kraftraum in all der Verschiedenheit hinreichend erkunden, um den eigenen Standort zu finden und fortan in der sich ständig wandelnden Welt bewusst zu halten. Die Gefahren in den abstrakten Höhen sind real und das Individuum kann sich erkälten, zu schnell aufsteigen, sich in den Seilen verfangen und dann, den Totalverlust erleidend, in der Totalität der Innenwelt verschmelzend aufgehen. Wie Nietzsche. Dennoch, es scheint diesen Weg zu geben und meine Impulse stoßen mich seit Jahrzehnten dort hin. Mittlerweile kenne ich mich halbwegs aus. Das ist keine kleine Erkenntnis. Das ist das Tor zu einer neuen Welt. Der Innenwelt. Was wir dort finden und was wir dort bauen können, wird sich noch zeigen. Das Individuum wird es als „über sich hinaus wachsen“ empfinden. This is a humanistic response to Transhumanism. 

Für Verständige von Gewaltenteilungsfragen könnte folgende Metapher helfen: Das Unbewusste ist die Legislative im Individuum. Der Gesetzgeber. Die struktursetzende Kraft. Es weist schon bei Geburt des Individuums Grundstruktur auf. Wie die Verfassung von der verfassungsgebenden Kraft legitimiert wird, wurde die im Individuum vorhandene Grundstruktur von einer struktursetzenden Kraft legitimiert. Wer oder was diese struktursetzende Kraft ist, soll ebenso wenig Gegenstand dieser Abhandlung sein wie die Frage danach, was als Grundstruktur in den Individuen konkret zu finden ist. Es geht um den Versuch, die im Unbewussten als dynamisches Gebilde vorhandene Grundstruktur als Faktum anzunehmen, herauszuarbeiten und sich den Wechselwirkungen mit den übrigen Gewaltenteilungsinstanzen im Individuum anzunähern. Es wird zunehmend deutlich, dass sich mehr und mehr Individuen in ihrer Lebenszeit die Grundstruktur bewusst machen müssen und sie nicht mehr, wie zuvor lange möglich, ein Leben lang leugnen und verdrängen können. Scheinbar sollen sie sich der Ursprungs-Realität der sich wandelnden Welt vermehrt widmen. Es ist etwas im Gange in unbewussten Tiefendimensionen. Manche sagen, es entsteht etwas Neues, meine Vermutung ist, diese Existenzform enthält sehr viel Althergebrachtes, dessen Wahres, Schönes und Gutes uns auf diese Weise vor alle Sinne geführt werden soll. In der Gewaltenteilungsmetapher bleibend, könnte das Handeln des Individuums als Exekutive angenommen werden. Ludwig von Mises´ Meisterwerk „Nationalökonomie: Theorie des Handelns und Wirtschaftens“ befasst sich mit diesem Bereich der Außenwelt und definiert das Handeln als „bewusstes Verhalten“, „Wollen, das sich in Tat umsetzt und damit verwirklicht.“ Er grenzt die Lehre vom Handeln (Praxeologie) ab von der Lehre von den Vorgängen im Inneren (Psychologie), die im menschlichen Inneren zum Handeln treiben; und zeigt ein hervorragendes Verständnis von der separaten, doch verbundenen Existenz beider Welten, der Innenwelt und der Außenwelt. Ihn interessierte das Handeln, mich interessieren zudem die Beweggründe, die das sich in der Außenwelt manifestierende Handeln auslösen. Er gab vor, der Mensch sei ein Ziele anstrebendes Wesen, alles Handeln sei zielgerichtet, jedes Handeln sei daher ein Nehmen und ein Verzichten zugleich. Ich folge ihm. Er gab vor, die Praxeologie habe das Handeln zu betrachten und zu erfassen, nicht aber zu werten und richten, die Wissenschaft sei nicht berufen, die Ziele und Zwecke zu beurteilen und in eine Rangordnung zu bringen, er befasse sich mit Wegen und Mitteln, die zu den Zielen und Zwecken führen sollen und verspricht sich vollständiger Neutralität. Ich folge ihm. Er gab vor, dass wir als handelnde Menschen das Wesen des Handelns aus einem Wissen erkennen, das uns vor aller Erfahrung gegeben ist. Ich folge ihm. Und setze mein psychologisches Skalpell genau hier an, bei einem Wissen, das jedem Individuum vor jedem Handeln gegeben ist. Dieses Wissen liegt in dem Kraftraum kreativer Eigenverantwortung verstreut. Mit dem Erschließen des Kraftraumes wird dieses Wissen zusammengetragen und intuitiv zur individuell-dynamischen Grundstruktur verschmolzen. Je mehr Wissen zusammengetragen wird, desto akzentuierter die Grundstruktur, aus der das Wollen als Energieimpuls aufsteigt. Diese Grundstruktur bezeichne ich als dynamischen Bauplan der individuellen Existenz in der Dimension der Ewigkeit. Der eigene Ursprung sozusagen. Das eigene Selbst. Doch sie ist dynamisch. Sie ist nicht nur durch das eigene Bewusstsein beeinflussbar, sondern muss sich zudem an die sich ständig wandelnde Welt anpassen. Warum muss sie das? Weil die wandelnde Welt durch Abgrenzungsprozesse verschiedene Existenzen in all ihrer Verschiedenheit herausformte. Existenzen, vom Mensch über das Tier bis zur Pflanze unterscheiden sich und wirken multidimensional dynamisch aufeinander ein. Keine Existenz kann die wandelnde Welt bislang auch nur annähernd steuern. Jeder Versuch dies zu tun, ist gescheitert. Es scheint so zu sein, dass die Kraft, welche die Welt wandelt, sich zurück zieht und nachlässt, sobald der Versuch einer bewussten Steuerung der Welt ohne Legitimation durch die Grundstruktur unternommen wird. Denn auf die individuelle Grundstruktur hat diese Kraft Einfluss. Der Wirkmechanismus scheint zu sein: Wer sich durch bewusstes Steuern den fließenden Anpassungsprozessen aus Verschmelzung und Abgrenzung entziehen will, verliert den Kontakt zur Grundstruktur und dadurch den Nachschub an notwendigen kontrollierten Energieimpulsen in den Bahnen eigener Infrastruktur, die fließendes Wachstum individueller Existenzen sicherstellen. Exekutive ohne kohärenten Kontakt zur Legislative scheint eine schlechte Idee zu sein. 

Dagegen nimmt das Bewusstsein, die Rolle der Judikative im Individuum ein. Es symbolisiert die bewertende, urteilende Kraft. Ludwig von Mises gab vor, Denken sei Vorbedenken künftigen eigenen und fremden Handelns und Nachbedenken eigenen und fremden Handelns; ein Denkakt sei stets zielgerichtet, die Bewusstheit des Handelns sei also Ziel- und Zweckbewusstheit. Ich folge ihm und überführe in meine Begriffswelt: individuelles Bewusstsein ist das, was Individuen davon abhält, Impulse inkohärenter Grundstruktur in tatsächliches Verhalten umzusetzen. Das ist der Meta-Zweck des Bewusstseins. Es ist eine Kontrollinstanz, bevor Wollen sich als Verhalten in die Tat umsetzt.

Das, was derzeit als menschliches Bewusstsein bezeichnet wird, ist nur ein Teil des Individuums. Es ist ein Instrument, entwickelt, um Individuen in die Lage zu versetzen, sich noch schneller an die sich verändernden Lebensbedingungen in der wandelnden Welt anpassen zu können. Ein Instrument zur Lösung von Fließhemmnissen. Wenn das Instrument im Individuum die Alleinherrschaft übernimmt (Judikative ohne Rechtsakt der Legislative, d.h. ohne Grundstruktur) verirrt sich das Individuum in der Welt wie ein voll aufgedrehter Gartenschlauch auf der Gartenterrasse, der aus der Hand entgleitet. Er schlägt in alle Richtungen aus und richtet eine riesige Sauerei an. 

Ohne authentischen Kontakt zur Grundstruktur geht es also nicht. Die sich wandelnde Welt wächst in der individuellen Wahrnehmung fließend, das Individuum muss sich mit statischen Grundstrukturen abgrenzen, um überhaupt zu existieren. Es muss sich individualisieren. Andernfalls verschmilzt es mit der Welt, die durch ihr wandelndes Wesen auf die Verschmelzung zu drängen scheint wie sich ein reißender Fluss sein Ufer einverleiben möchte. Das Bewusstsein ist zur tiefgreifenden Abgrenzung einer eigenen individuellen Existenz in der Dimension der Ewigkeit nicht in der Lage, es ist schlicht zu limitiert. Es ist ein Instrument, ein Hilfsmittel, keine eigene aus sich heraus lebendige Existenz. Es kann nur in Verbindung zur Grundstruktur im Individuum existieren. Es benötigt sozusagen einen abgrenzbaren, durch die Urkraft legitimierten Existenzträger.

Beschäftigt sich nun ein Individuum zu einseitig mit seiner limitierten Bewusstseinskraft, kann es passieren, dass sich die Verbindungen zu den Grundstrukturen durch die wandelnde Welt verknoten. Das Bewusstsein hat sich als Scheinwerfer sozusagen verirrt, hat die Bodenhaftung verloren, sucht Impulse dort, wo keine mehr aufsteigen, und dort, wo welche aufsteigen, sucht es nicht. Das kann nicht passieren, wenn das Individuum seinen Kraftraum erschlossen hat und an seinem Standort im fließenden Austausch von unbewusster Grundstruktur und Bewusstsein verweilt. Identifiziert sich das Individuum mit dem Bewusstsein, d.h. nur mit bewusstem Ego, und leugnet Grundstrukturen, unterdrückt alle Impulse, passiert es häufig, dass die sich wandelnde Welt es schafft, das Individuum in sich zu verschmelzen, es verliert den Zugang zu den Grundstrukturen und somit zum Nachschub an Impulsen als den erforderlichen Wachstumstreibern,  die das Individuum in den Kraftraum und damit in die Verwirklichung der individuellen Existenz in der Dimension der Ewigkeit treiben. Es verliert die Fähigkeit zur Abgrenzung und wird Teil einer in sich verspiegelten Menschenherde. Abgrenzbar ist nun nicht mehr das Individuum, sondern die Gruppe. Innerhalb der Herde werden Individuen ohne Fähigkeit zur Abgrenzung dann über den Spiegelbild-Mechanismus auf ein Minimum an innerhalb der Herde tolerierten Verhaltensweisen reduziert. Diese Individuen befinden sich im Stadium der Fremdbestimmung, d.h. kaum Selbstbestimmung über die eigene Grundstruktur. Anders dagegen ein Individuum, das die Fähigkeit zur Abgrenzung hat. Es kann sich bei Bedarf aus der Herde heraus individualisieren. Es kann sich aus der Fremdbestimmung lösen. Manche Individuen mit der Fähigkeit zur Abgrenzung erkennen nun den Spiegelbild-Mechanismus und versuchen ihn zu nutzen, im Guten wie im Bösen. Diese Versuche der Beeinflussung der sich verrennenden Herde, sind, vergleichbar mit Markteingriffen, psychische Gewaltausübung im Weltspiel, als Ausnutzung einer Schwächesituation des Individuums, das sich mit seinem Bewusstsein in dem Spiegelbild-Mechanismus der Herde verrannt hat. Denn natürlich hat das Individuum in der Herde kaum Chancen der Fremdbestimmung zu entkommen. Es wird dort manipuliert und (freiwillig/unfreiwillig) psychisch missbraucht. Bis sich über eine individuelle Nahtod-Erfahrung (Brechen der bewussten Ego-Struktur, schmerzhaft) oder über das Brechen der Herde die Chance zur hinreichenden Abgrenzung unter Rückbesinnung auf die eigene Grundstruktur eröffnet. Das Erlebnis wird nur deswegen als Nahtod-Erfahrung empfunden, weil das Individuum sich zu diesem Zeitpunkt nur mit dem Bewusstsein identifiziert. Hätte es einen ausgeglichenen Austausch mit der Grundstruktur, würde es sich nicht derart stark mit dem eigenen Bewusstsein identifizieren, wäre es keine Nahtod-Erfahrung, sondern ein freiwilliges notwendiges Anpassen, eine Lernerfahrung.

Ist das Bewusstsein eines Individuums im Spiegelbild-Mechanismus gefangen, weil die wandelnde Welt es geschafft hat, dessen bewusstes Ego mit der Herde zu verschmelzen und damit zugleich von den individuellen Grundstrukturen abzutrennen, verliert das Bewusstsein den Austausch mit den Grundstrukturen. Die Judikative entscheidet ohne Impulse der Legislative. Den Urteilen des Richters liegt kein Recht zu Grunde. Das Bewusstsein entwickelt ein Eigenleben. Es baut eine eigene fiktive Welt ohne Kontakt zu den natürlich legitimierten Grundstrukturen. Checks & Balances im Individuum sind außer Kraft. Das Bewusstsein imitiert die Impulse der Grundstruktur dabei über den Spiegelbild-Mechanismus. Das Ergebnis ist ein inflationiertes bewusstes Ego. Der Kopfmensch. Der es nicht schafft, sich von der Gemeinschaft abzugrenzen und über das Minimum hinauszuwachsen. Das immer bereite Opfer für Manipulationen über den Spiegelbild-Mechanismus. 

Die Gegenseite der Medaille ist der Gottmensch, der sich bewusst auf keine Verschmelzung mit der sich wandelnden Welt einlässt, der denkt, seine Grundstruktur sähe vor, dass er die Welt zu steuern habe, und der Grundstruktur damit letztlich nicht vertraut, sondern erwartet, dass sich die Welt allein um ihn und nicht auch um andere Existenzen dreht. Auch er lässt sich nicht durch die Welt, mit der Welt und in der Welt so flexibel wandeln, wie es die individuellen Grundstrukturen vorgeben, zu denen auch der Gottmensch keinen hinreichend ausgeglichenen Gewaltenteilungskontakt hat. Auch er wächst nicht fließend. Kopf- und Gottmensch sind Extremzustände im Individuum, die nach heutiger Erkenntnis nicht zum fließenden Wachstum des Individuums in der sich wandelnden Welt führen, sondern in denen das Individuum sich ständig verknotet und verrennt. Die Zustände können verändert werden. Beide betreffen das Bewusstsein. Das bewusste Ego ist als Teil des Individuums ein Instrument zur Lösung von Fließhemmnissen. Nicht mehr.

Entknotete Individuen nutzen das eigene Bewusstsein als Instrument zur Erkenntnis und Sanierung von Grundstrukturen, zur Prüfung, Beleuchtung und Ausbesserung des „individuellen Quellcodes“, zur tiefgreifenden Erörterung von Interessenkonflikten, d.h. zur Schaffung eigener Infrastruktur. Ohne sich mit dem bewussten Ego zu identifizieren, sondern sich der Limitierung des Egos bewusst seiend, es anzweifelnd, und deswegen in fließendem Austausch mit den Impulsen der unbewussten Grundstrukturen stehend, weil nur die unbewussten Grundstrukturen mit der wandelnden Welt in Kontakt stehen. Nur dasjenige Handeln des Individuums, das von den Grundstrukturen als Impuls ausgeht und vom Bewusstsein nicht als Fließhemmnis qualifiziert wird, legitimiert das Verhalten eines Individuums in der Welt, wie die Anwendung einer Rechtsnorm nur über die unmittelbare Kette zur Legislative und letztlich zum Souverän selbst legitimiert werden kann. Das bewusste Ego ist zu limitiert, um die multidimensional-komplexen Wandlungen der Welt in der Tiefe zu durchdringen. Auch wenn es durchaus erweitert werden kann, es bleibt dennoch zu limitiert. Aber es kann wie kein anderes Instrument im Individuum Detailinformationen bereitstellen. 

In entknoteten Individuen wird das Bewusstsein also als Instrument eingesetzt, um den Kraftraum zu erschließen, den Standort zu finden, dort zu bleiben. Der Scheinwerfer des Bewusstseins beleuchtet, sammelt Informationen, bohrt sich tiefer ins Dasein. Das Unbewusste gleicht die Informationen mit vorhandenen Grundstrukturen ab. Es sucht Anknüpfungspunkte, um die eigenen Strukturen in der sich ständig wandelnden Welt zu prüfen. Die Grundannahme ist: das individuelle Unbewusste will das Individuum an den Standort im individuellen Kraftraum führen. Es kennt die Grundstrukturen des individuellen Bauplanes. Das Unbewusste ist der Nukleus jedes Individuums. Die Keimzelle. Sitz der Menschenwürde. Es stellt grundlegende Wachstumsinformationen für jedes Individuum bereit. Es versucht diese im Individuum durchzusetzen, indem es Energieimpulse in den Resonanzkörper des Individuums in der Innenwelt sendet. Werden die Impulse in der Außenwelt in Verhalten übersetzt, ist eine Art Fließgefühl wahrnehmbar, das den Impuls vom Ursprung in der Grundstruktur bis zum Handeln des Individuums in der Außenwelt nachvollziehbar werden lässt. Das Bewusstsein anderer Individuen ist meist zu langsam, um den gesamten Verlaufsprozess sofort wahrzunehmen, es bleibt das Fließgefühl. Auch im handelnden Individuum gelangt der Impuls kaum ins Bewusstsein, er fließt durch, da er zu den Grundstrukturen in der Innenwelt und der Außenwelt passt. Batz. Der trockene Witz schlägt ein wie eine Bombe, die gesamte Kneipe lacht. Ein in Reflektion geübtes Individuum kann den Verlaufsprozess später nachvollziehen. Das Individuum nimmt sich selbst als fließend wahr, die Grundstrukturen passen zum Handeln in der Außenwelt. Das ist auch für andere Individuen in der Außenwelt wahrnehmbar. Das Gegenteil passiert, wenn Impulse der Grundstruktur nicht ausagiert werden, sondern geleugnet und/oder unterdrückt werden und sich unkontrolliert ihren Platz suchen. In diesen Fällen wirkt das Individuum verknotet, weil der Kontakt zu den Grundstrukturen fehlt. Es wird wahrnehmbar, dass sich das bewusste Ego eine eigene fiktive Grundstruktur gebaut hat, die nun Impulse fingiert und in Handeln umsetzt. Derselbe Witz wäre nicht lustig. Warum nicht? Weil das Individuum in dem Moment nicht fließt. Zum einen sind die geleugneten/unterdrückten Impulse des Individuums für geübte Beobachter als nicht konsistente Anteile des Handelns wahrnehmbar. Zudem nimmt das Bewusstsein anderer Individuen wahr, dass der Impuls, der in das Handeln umgesetzt wurde, ein Fake ist. Wie das billige Imitat einer teuren Uhr. Save, du bist fake. Jeder kennt diese investigativen Hintergedanken. Wer reflektiert, bemerkt, dass jenes wahrgenommene Handeln des Individuums sich in der wandelnden Welt nicht hinreichend spiegeln lässt, es fehlt die Legitimation, der Impuls passt nicht, führt wahrnehmbar nur zur bewusst geschaffenen fiktiven Grundstruktur, steht nicht über die ursprüngliche Grundstruktur im direkten Kontakt mit der sich wandelnden Welt, kann daher niemals so tiefgreifend authentisch sein wie die tatsächliche unbewusste Grundstruktur. Etwas stimmt nicht. Das handelnde Individuum wirkt für alle wahrnehmbar verknotet.

In einem entknoteten Individuum folgt das Bewusstsein den Impulsen und beleuchtet den Bereich, in den die Impulse zeigen. Es ist so, als ob das Unbewusste dem Bewusstsein sagt, leuchte dahin, ich benötige Informationen. Aber wozu benötigt es Informationen? Um die Grundstrukturen in der sich ständig wandelnden Welt zu prüfen und um diese dem Bewusstsein über Impulse zu verdeutlichen. Denn je tiefgreifender sich das Bewusstsein der individuellen Grundstrukturen in den Tiefenebenen bewusst ist, desto fließend-direkter können beide an der Verwirklichung des individuellen Bauplanes arbeiten. 

Für Fortgeschrittene: Die Grundstrukturen des individuellen Bauplanes sind dynamisch, verändern sich also in der sich ständig wandelnden Welt. Warum? Weil jede individuelle menschliche Existenz mit der subjektiven Realität nicht alleine existiert, sondern auf nächst höheren Abstraktionsebenen mit individuellen Existenzen und deren subjektiven Realitäten konfrontiert ist. Die objektive Realität als Gesamtheit aus all den subjektiven Realitäten kann als kollektives Sportfest bezeichnet werden. Eine weitere Frage ist, nach welchen Grundregeln sich das Sportfest organisiert. Manche sagen, dass es eine organisierende Kraft und Grundregeln gibt, manche von ihnen sagen, dass sich Grundregeln in der sich ständig wandelnden Welt aber ändern können, andere sagen, dass eine solche Kraft und/oder Grundregeln nicht existieren. Jene Abweichung im Gesagten ist nicht, wie oft behauptet, irrelevant, es kommt nicht nur darauf an, wie sich eine individuelle Existenz verhält. Jedes Individuum muss nicht nur sein Handeln, sondern auch sein Wollen verantworten. Und damit seine gesamte individuelle Existenz in der Dimension der Ewigkeit. Doch warum eigentlich? Weil nicht nur das Handeln jeder Existenz Einfluss hat auf den eigenen individuellen Bauplan und auch auf die Baupläne aller umgebenden Existenzen, sondern auch das Wollen. Das Gelingen des kollektiven Sportfestes als gemeinsames Spielen in Gemeinschaften hängt davon ab, zu welchen Anteilen die Individuen fließend-direkt und tatsächlich entknotet spielen. Hierfür benötigen sie vor allem eins: Freiheit! 

Freiheitlichen Gestaltungsspielraum zur Schaffung ihrer individuell-maßgeschneiderten Infrastruktur. Denn die Welt wandelt sich schnell und entknotete Individuen wachsen fließend. Und dabei kann keine andere Existenz den unbewussten Bauplan einer anderen individuellen Existenz kennen. Daher sollte jedes Individuum einen nur losen, durch Gewaltlosigkeit begrenzten Freiraum erhalten, um die eigene individuelle Infrastruktur maßschneidern zu können. Aus diesem Grund sind Gemeinschaften immer auch auf das Individualwohl auszurichten. Im deutschen Grundgesetz findet sich dieser Gedanke in den Individualgrundrechten wieder.

Neuer Gedanke: Jede subjektive Realität ist unvorstellbar ohne andere abgrenzbare Existenzen. Absolut unvorstellbar. Ohne fremde Geschichten wäre die eigene Geschichte die Weltgeschichte. Ohne andere Existenzen gibt es keine abgrenzbare individuelle Existenz. Damit steht jede individuelle Existenz, vor allem im Angesicht der im Unbewussten gespeicherten Historie, vor der Frage, wie der Umgang mit anderen individuellen Existenzen erfolgen soll. Life Attitude. Denn diese haben eigene individuelle Krafträume und subjektive Realitäten. Wie also sollte das Weltspiel gespielt werden? 

Zu betrachten sind die Kraftraum-Schnittpunkte. Gibt es Überschneidungen (Win²-Win²-Situationen)? Dann haben beide individuelle Existenzen zusammen mehr. Beide sind >1. Mehr Energie für ein Ziel. Beide Krafträume verschmelzen unbewusst-automatisch ineinander im Bilde einer Doppelhelix. Klick. Die Verschmelzung aus Unbewusstem und Bewusstem erfolgt auf allen Ebenen. Das Unbewusste ist schneller. Mehrwert, fließendes Wachstum. Das Bewusstsein hat dabei wenig zu entscheiden. Anders dagegen bei Kraftraum-Konflikten (Interessenkonflikte, Entweder-oder-Situationen). Diese Konflikte könnten der Grund sein, warum sich das menschliche Bewusstsein überhaupt entwickelte. Wenn das Bewusstsein, als Instrument zur Lösung von Fließhemmnissen, nun aufgrund der Kraftraum-Konflikte entstanden ist, dann wären diese Konflikte Fließhemmnisse. Besser gesagt, es gäbe ein Stadium, in dem Konflikte auf eine für alle Krafträume effizientere Art und Weise fließend ausgetragen werden. Angenommen die Grundregel dieses Stadium lautet: Verantwortung tragen und Vertrauen schenken. Jedes Individuum im Weltspiel trüge Verantwortung für die Erschließung des eigenen Kraftraumes und den Aufbau einer eigenen Infrastruktur im authentischen Austausch zwischen Grundstruktur und Bewusstsein. D.h. es gäbe sich abwechselnde Lebensphasen, in dem es mal deutlich mehr Freiheit für die Erschließung des eigenen Kraftraumes benötigt und mal, etwa nach dem Prozess des Aufbaus der eigenen Infrastruktur, klar weiß, welche Konflikte die eigenen Interessen der Infrastruktur betreffen.  Letzteren Konflikten darf das Individuum der oben genannten Idee nach nicht aus dem Weg gehen. Sie müssen geführt werden. Warum? Weil sie aufgrund der Verbindung zur Grundstruktur durch die Austragung des Konfliktes selbst wahre, schöne und gute Realität für alle Existenzen erzeugen. Die Idee ist, dass aus diesen Konflikten über den Conjunctio-Dynamo (Vereinigung von Gegensatzpaaren) Energie entsteht. Lebensenergie. Wachstumstreiber. Zugleich Orientierungspunkte für alle, wie jene konkreten Kraftraum-Konflikte gelöst wurden und wohin das führte. Durch Austragen der Konflikte entstünde Erfahrungswissen für die Individuum, die daraufhin ihre individuellen Infrastrukturen mit den neuen Gegebenheiten anpassen können und auch für alle unbeteiligten Beobachter, die aus der konkreten Konfliktlösung Rückschlüsse über ihre Standorte in der wandelnden Welt ziehen können und das auch sollen. Damit würde das Austragen jener Konflikte als positiv und zwingend notwendig angesehen. Nochmal: Es geht hier nur um die Konflikte, die entstehen, wenn zwei Individuen ihre individuelle Infrastruktur bereits aufgebaut haben. Als Randnotiz sei bemerkt, dass die Konflikte, die zwar die erschlossenen individuellen Krafträume betreffen, aber nicht die individuelle Infrastruktur, sich durch den Aufbau der Infrastruktur auf ein Minimum reduzieren lassen. Je mehr Individuen eine eigene Infrastruktur aufbauen, die im Ergebnis deutlich schlanker ist als ihr Kraftraum, desto weniger Konflikte entstehen und darüber hinaus werden im Sinne etwaiger Energieeffizienz zunehmend nur die zwingend erforderlichen Konflikte ausgetragen, die am meisten Conjunctio-Energie erzeugen. Es wäre eine Ehre, solche Konflikte authentisch austragen zu dürfen und beide Individuen würden als Helden mit reichhaltig Aufmerksamkeit belohnt. Wie bei guten Tennis-Matches, Tie-Brake, 5. Satz.

Wie also baut ein Individuum seine eigene Infrastruktur? Nun, es sucht den eigenen Kraftraum, den individuellen Resonanzkörper nach Energiequellen ab. Die Idee: Wo Energie ist, sind Gegensatzpaare. Wo Gegensatzpaar-Matches über Emotionen angezeigt werden, da ist Grundstruktur. Diese wird sich bewusst gemacht und in die individuelle Infrastruktur eingearbeitet. Schritt für Schritt. Hört sich einfach an, ist aber schwere Arbeit. Nicht selten schmerzhaft-kränkend. Für den Erkundungsprozess, der auch mehrmals im Leben bzw. in gewissem Umfang ständig stattfinden kann, benötigt jedes Individuum Freiheit, um seinen Kraftraum zu erschließen, eine eigene Infrastruktur maßzuschneidern und seinen Standort einzunehmen. Fehlt die individuelle Freiheit für den Erkundungsprozess, warum auch immer, kommt es nicht zum Prozess des Maßschneiderns eigener Infrastrukturen und damit im Ergebnis nicht zur energieeffizienten Nutzung des Conjunctio-Dynamo als Energiequelle.

Interessant ist der Gedanke, dass die eigene Infrastruktur im Prozess gar nicht alleine gebaut werden kann. Das Individuum benötigt die anderen Existenzen, um über den Gegensatzpaar-Mechanismus den Energiefluss zu spüren und auf der nächst höheren Abstraktionsebene die eigene Grundstruktur zu erforschen. Alleine klappt es nicht. Homo Cooperativus. Deswegen sollte das Individuum nicht nur Verantwortung für sich übernehmen und als Lebensideal das Erschließen des Kraftraumes, das Bauen der eigenen Infrastruktur und das Verweilen an seinem Standort hochhalten, sondern zugleich auch Vertrauen schenken. Vertrauen wird geschenkt. Zunächst einseitig. Wenn es erwidert wird, entsteht gemeinsame zwischenexistenzielle Struktur wie ein unsichtbarer Spinnfaden. Wird es missbraucht, kann das dazu führen, dass die schenkende Existenz ihr Vertrauen in das Vertrauen schenken an sich verliert und nie wieder Vertrauen schenkt, nie wieder unsichtbare Fäden spinnen will. Trauma. Will sie wieder Fäden spinnen, muss sie ihr Bewusstsein in sich dahin lenken, wo der Missbrauch des Gegensatzpaar-Mechanismus stattgefunden hat. Sie muss an die Stelle ihrer Grundstruktur, die es der Vertrauen missbrauchenden Existenz ermöglichte, den Gegensatzpaar-Mechanismus zu nutzen. Meist stellt sich dann heraus, dass die traumatisierte Existenz, die Grundstruktur nur unzureichend kannte. Es ist nicht möglich, ein Individuum mit eigener Infrastruktur durch Vertrauensmissbrauch zu traumatisieren. 

Das heißt nicht, dass die Vertrauen missbrauchende Existenz nicht Täter ist. In der wandelnden Welt ist jede Existenz mal Täter, mal Opfer im Sinne des Verlustes eines Interessenkonfliktes. Es gibt keine Existenz die Oper ist und noch nie Täter war. Auch die vertrauen missbrauchende Existenz kann in der Täterrolle traumatisiert werden. Aber auch für den Täter gilt: Es ist nicht möglich, ein Individuum mit eigener Infrastruktur durch Vertrauensmissbrauch zu traumatisieren. 

Eine weitere Frage ist, ob dem Individuum Gewalt zur Interessenkonfliktlösung zur Verfügung stehen soll. Hierbei ist anzumerken, dass der Gewaltbegriff neben der physischen Komponente auch eine gleichwertige psychische Komponente enthält. 

Physische Gewalt liegt vor, wenn ein Individuum physisch auf die körperliche Existenz eines anderen Individuums einwirkt, ohne Einwilligung und Rechtfertigung, und dadurch die körperliche Integrität des anderen Individuums derart beeinträchtigt, dass der Interessenkonflikt durch die körperliche Einwirkung auf die körperliche Existenz des anderen Individuums zu dessen Lasten gelöst wird. 

Psychische Gewalt liegt vor, wenn ein Individuum auf den Kraftraum kreativer Eigenverantwortung (psychische Existenz) eines anderen Individuums einwirkt, ohne Einwilligung und Rechtfertigung, und dadurch die psychische Integrität des anderen Individuums derart beeinträchtigt, dass der Interessenkonflikt durch die psychische Einwirkung auf den Kraftraum des anderen Individuums zu dessen Lasten gelöst wird.

So ist grundsätzlich jeder Vorgang als psychische Gewalt zu qualifizieren, der einem Individuum die sichtbaren sozialen Fäden um sich herum (Vertrauensbeziehungen), zerstört und dieser Vorgang von einem anderen Individuum initiiert wird. Ein solcher Vorgang ist etwa das sogenannte social shaming. Abwägungen über die Einwilligung und Rechtfertigung sind dann im Einzelfall zu treffen.

Ein sich wiederholendes Muster hinsichtlich der Gewaltproblematik ist derzeit erneut zu beobachten. Wenn mehrere Individuen (Gemeinschaft) sich entschließen, das Gewaltmonopol an überindividuelle Instanzen, etwa staatliche Institutionen, abzugeben, welche die Befriedung von Interessenkonflikten über die Gewährleistung von Neutralität als ihr Alleinstellungsmerkmal (USP) entgeltlich verkaufen, dann scheint diese Struktur mit Ablauf einiger Zeit immer wieder in die Situation zu führen, dass die Individuen die Lösungsvarianten der überindividuellen Instanzen als Begrenzung ihrer Krafträume ansehen und sich eine Schein-Realität in der Gemeinschaft etabliert. Die Schein-Realität erzeugen die Individuen selbst. Sie erkunden ihre individuellen Krafträume nicht mehr, sondern schauen auf die Entscheidungen der überindividuellen Instanzen und richten ihre Krafträume danach aus. Das führt zunehmend zur Angleichung der Krafträume. Die Individuen streben nach Sicherheit, sie scheinen das Verhalten der anderen Individuen möglichst exakt antizipieren zu wollen. Das ist nachvollziehbar, denn auf diese Weise entsteht Verlässlichkeit und Vertrauen in der Gemeinschaft. Dies ist in nach vertrauter Sicherheit strebenden Gemeinschaften zu Recht ein hohes anzustrebendes Gut. Ein Ideal.  Jenes Ideal ist Antrieb aller Verschmelzungsvorgänge in Gemeinschaften. Gleichzeitig aber scheuen die Individuen beim fließenden Wachstum aus dieser Antriebskraft das Risiko, Konflikte zu verlieren und richten ihr Handeln strategisch so aus, dass sie keinen Konflikt verlieren. Das führt vordergründig zu weniger Konflikten in der Gemeinschaft. Doch nur vordergründig. Denn die nur nach Vertrauen strebenden bewussten Egos haben die Rechnung ohne ihre individuelle Grundstruktur gemacht. Sie ist dazu da, die individuelle Existenz in der Dimension der Ewigkeit zur Entfaltung zu bringen. Das nur nach Vertrauen strebende Individuum ist zu risikoscheu, es wächst mit der Zeit in die Gemeinschaft hinein, über genannte Verschmelzungsvorgänge, bis zu dem Zustand, in dem es in der Gemeinschaft nicht mehr abgrenzbar ist. Herdentier. Als Teil einer Scheinrealität. Die überindividuellen Instanzen werden innerhalb der Scheinrealität so zu den das Individuum prägenden Instanzen. Das Individuum nimmt die Prägung an und lässt sich fremdbestimmen. Das Individuum ist dafür verantwortlich. Es ist für sich, sein Selbst, seinen Kraftraum verantwortlich, es lässt sich bewusst fremdbestimmen. Diese Verantwortung will, aber darf das Individuum auf niemand anderen projizieren als auf sich selbst. Denn nur das Individuum selbst hat die Möglichkeit, sich selbst zu bestimmen. Diese Möglichkeit muss es wahrnehmen und damit die Fremdbestimmung beenden. Das ist nicht einfach. Das bedeutet Durchleiden von (unterdrückten) Interessenkonflikten, Scheitern und Verlieren von Konflikten, das Erleiden von wahrer, schöner, guter Realität, die aber den Vorteil hat, ein langfristig trittfester Boden zu sein, in dem sie dem erneuten Erzeugen einer Scheinrealität vorbeugt. Wie das Individuum sich selbst bestimmt? In dem es einen fließenden Austausch zwischen bewusstem Ego und Grundstruktur herstellt und sich dem Antrieb nach vertrauter Sicherheit bewusst wird, sich ihm entgegenstellt, und den genauso wichtigen Antrieb nach Erschließung von individuellen Wachstumspotenzialen über die eigene Grundstruktur ausgeglichen zulässt. Auf diese Weise grenzt es sich ab von der Gemeinschaft und bleibt abgrenzbares Individuum, wird kein Herdentier, wirkt der Entstehung einer Scheinrealität vor. Für diese Abgrenzungsvorgänge benötigt das Individuum FREIHEIT! Die Freiheit zur Abgrenzung. Den Mut zur Nutzung der Freiheit, in dem es Interessenkonflikte austrägt. Den Mut, den eigenen Kraftraum zu erschließen und eine eigene Infrastruktur zu bauen. Die tiefgreifende Überzeugung, die Grundstruktur habe eine existenzielle Bedeutung. Ein Individuum kann ohne Austausch mit ihr nicht authentisch in den Zustand des fließenden Wachstums an seinem Standort finden. Es ist Aufgabe des Individuums, und in seiner Verantwortung, die Grundstruktur zu erkunden. Nach Entwicklung der eigenen Infrastruktur wird dann der Idee nach über den Conjunctio-Dynamo für die Gemeinschaft Mehrwert geschaffen. 

Jener Wirkmechanismus ist nun bewusst zu machen und in das Zusammenspiel mit überindividuellen Instanzen, denen das Gewaltmonopol in Gemeinschaften zugewiesen wird, zu integrieren, wodurch der Erzeugung von Scheinrealitäten vorgebeugt wird. Die Vorbeugung ist für jede Gemeinschaft von existenzieller Bedeutung. Denn Scheinrealitäten sind kein trittfester Boden, es drohen immer wieder harte Umbrüche, die für die meisten Mitglieder einer Gemeinschaft nachteilig sind, vor allem für die fremdbestimmten. Die Gemeinschaft selbst ist eine Annahme, eine Festschreibung von verbindenden gemeinsamen Merkmalen, die gegenüber anderen abgrenzenden Faktoren priorisiert werden. Es gibt sie tatsächlich nur als Mehrheit von Individuen. Gemeinschaften sind vom Individuum aus zu denken. Jeder andere Ansatz führt zunehmend in Scheinrealitäten und harte (psychologische) Umbrüche, die sich dann auch in der physischen Außenwelt manifestieren. Von Krise zu Krise. Wer vorgibt, Europa müsse durch Krisen top-down gesteuert zusammenwachsen, der versteht das Weltspiel nicht. Wenn Europa zusammen wächst, dann wächst es in den einzelnen Individuen zusammen.  

Das Etablieren einer überindividuellen Instanz als Dienstleister, der Neutralität gewährleistet, d.h. die Fähigkeit als unbeteiligter Akteur Interessenkonflikte vor den Augen der Beteiligten aufzuarbeiten, anhand von Regeln oder vergleichbaren Präzedenzfällen abzuwägen und sodann eine für alle Beteiligten abschließende Lösung des Interessenkonfliktes vorzugeben, die in der körperlichen und psychischen Existenz der Individuen durch Selbstreflektion nachvollzogen werden kann und auf diese Weise zur nachhaltigen Befriedung der Konfliktparteien führt, macht nur dann Sinn, wenn dieser Dienstleister es auch tatsächlich schafft, die Konfliktparteien tiefgreifend nachhaltig zu befrieden. Der Interessenkonflikt muss sowohl in der physischen als auch in der psychischen Dimension langfristig gelöst werden, ohne Rückstände von aufgestauter Energie, d.h. Hass, Rachsucht etc., die sich dann wieder über Affekte nachteilig in der Gemeinschaft manifestieren. Die überindividuelle Instanz darf nur Neutralität anstreben, kein Eigenleben mit Eigeninteressen entwickeln, die Individuen, die im Rahmen dieser überindividuellen Instanz tätig werden, muss streng auf das jeweilige Stadium ihres Persönlichkeitswachstums überprüft werden, damit sie in der Lage sind, das Gebot der Neutralität als Alleinstellungsmerkmal (USP) und Dienstleistung gegenüber der Gemeinschaft zu verkörpern.

Die Gemeinschaften stehen heute im globalen Wettbewerb. Dabei geht es auch um die Frage, wer sich überhaupt als Gemeinschaft in eigener Souveränität abgrenzen darf. Jede größere Gemeinschaft, die eine Überzeugung auslebt, es über ihren Ordnungsrahmen nicht hinreichend zulassen zu müssen, dass sich Individuen, Familien und weitere Untereinheiten souverän abgrenzen, läuft zwingend in Scheinrealitäten hinein und die Individuen werden immer wieder harte Umbrüche erleben. Durch diese harten Umbrüche ist die Gemeinschaft langfristig nicht konkurrenzfähig. Sie ist zu ineffizient. Sie schafft gegenüber fließend wachsenden Gemeinschaften, d.h. solchen, in denen alle Individuen ihre individuellen Krafträume erschließen, um an ihren Standort zu gelangen und so Mehrwert für ihre Gemeinschaft generieren, zu wenig Mehrwert. Das erfolgt systematisch, logisch nachvollziehbar. Es muss nicht noch einmal probiert werden, mit all den Opfern derjenigen Individuen, die nicht in die jeweilige Scheinrealität passen.     

Die Frage, wer Gewalt zur Konfliktlösung in Gemeinschaften einsetzen darf, ist also in der Tat nicht trivial. Sie ist wichtige Stellschraube bei der Ausrichtung von Gemeinschaften und fein zu justieren. Wem stehen welche Mittel der Interessenkonfliktlösung offen? Das ist die Frage. Und was passiert, wenn sich ein Individuum nicht nur der für alle erlaubten Mittel bedient, sondern weiterer? Und was passiert, wenn die überindividuelle Instanz es nicht schafft, die Grenzüberschreitung hinreichend zu ahnenden, gibt es eine Alternative zum sich aufschaukelnden Chaos mit dem Ideal des absolut freien Individuums, gibt es einen zyklische Prozess, der bewusst verstanden, angenommen und etabliert werden kann, um die Gewaltfrage gewaltfrei zu stresstesten. 

Wer Gewalt im Sinne des hier vertretenen Gewaltbegriffs zur aktiven Interessenkonfliktlösung tatsächlich konsequent ablehnt, der sollte sich bewusst sein, welch immense Anforderungen er damit an jedes Individuum und an die Abgrenzungsfähigkeit staatlicher Regeln stellt. Er sollte sich bewusst machen, dass der Mensch zu Gewalt fähig ist, d.h. Gewalt gehört zum menschlichen Resonanzkörper. Jedes Individuum hat eine eigene Konfliktlösungshistorie. Alle von den Vorfahren erlebten Konflikte bis heute sind in jedem Individuum abstrakt gespeichert. In der jeweiligen Grundstruktur, im Körper, in der Kultur etc. Es sind abstrakte Erklärungsmuster, die sich im Individuum dadurch konkretisieren, dass sie dem bewussten Ego bestimmte Verhaltensweisen in Konfliktsituationen vorschlagen. Je nach Beschaffenheit des bewussten Ego, werden die Verhaltensweisen auch ausagiert. Je nachdem welche Individuen gemeinsam eine Gemeinschaft bilden, auf welche Weise auch immer, ist die individuelle Konfliktlösungshistorie sehr wichtig. Denn aus ihr speist sich der Pool an Verhaltensweisen, die dem Individuum in bestimmten Situationen impulsartig vorgeschlagen werden. Der Teil der individuellen Konfliktlösungshistorie, der von den Vorfahren stammt, kann nicht dem Individuum vorgeworfen werden. Deutlich wird jedoch, dass es enorm wichtig ist, welche Erfahrungen jedes Individuum jetzt, hier und heute macht und wie es Konflikte löst. Denn alle Verhaltensweisen, insbesondere diejenigen der Konfliktlösung, wirken auf die jeweilige Verhaltenshistorie von Individuen ein und über einzelne Individuen dann auf die Verhaltenshistorie von Gemeinschaften. Finden sich nun Individuen zu einer Gemeinschaft zusammen, die eine deutlich voneinander abweichend Verhaltenshistorie haben, kann es dazu kommen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft gegenseitig ein gewisses Verhalten erwarten, d.h. Verhaltensanforderungen aufeinander projizieren, die für die anderen Individuen außerhalb des vorgeschlagenen Verhaltenskataloges liegen und so projizierte Erwartungen enttäuscht werden. Wenn das passiert, und die Individuen wollen sich einen gemeinsamen trittfesten Boden erarbeiten, müssen sie die Quellen der Impulse in der Grundstruktur erkunden, gegenseitig kommunizieren und auf der Meta-Ebene bewusst eine eigene Interessenkonfliktlösung für ihren Einzelfall finden, um diesen dann mit der Zeit verkörpern zu können, indem die Impulse aus der Grundstruktur im Rahmen der eigenen Infrastruktur aufsteigen und authentisch in das Verhalten integriert werden können.     

Aufgabe des individuellen Bewusstseins wäre es dabei, die Konflikte in sich zu moderieren.   

Jede Mehrheit von menschlichen Individuen müssen einen Umgang mit diesen Dilemma-Situationen finden. Es sind Fließhemmnisse. Manche kommentieren: Survival of the fittest! Konflikt, Kampf. Klassische Konkurrenzsituation. Rivalorous game. Sie haben es über das menschliche Bewusstsein, das als Instrument unter anderem zur Kontrolle der aus dem Unbewussten aufsteigenden Impulse existiert, geschafft, Mechanismen zu entwickeln, welche die Konfliktsituationen über abstrakte Ebenen moderieren. Eine solche abstrakte Ebene ist beispielsweise eine Rechtsregel, die für alle Individuen gleich gilt. Gemeinschaften wachsen an diesen Rechtsregeln wie Pflanzen an Rankstäben.

Das Instrument des Bewusstseins kann aber auch unkoordiniert eingesetzt werden, wie ein Mensch eine Waffe auch gegen sich selbst richten kann. Es deutet einiges darauf hin, dass es außer Kontrolle geraten ist und heute viele Individuen in sich fesselt. Sie identifizieren sich mit dem Bewusstsein, ohne ihren individuellen Kraftraum erschlossen zu haben. 

Doch was genau ist das Bewusstsein? Ins Bewusstsein eines Menschen gelangen nur Signale, die der individuelle Resonanzkörper nicht unbewusst fließend verarbeitet kann. Bewusst sein heißt: „nicht fließend“. Widerstand. Keine Win²-Win²-Situation. Interessenkonflikt, ineffiziente Lösung. Auftrag: Lösungen erarbeiten! Der Begriff „Bewusstsein“ wird assoziiert mit Begriffen wie „Absicht“ - „Wille“ - „geistige Wachheit“. Der individuelle freie Wille findet also über das Bewusstsein des Individuums Ausdruck. Der freie Wille wird Individuen über das Instrument des Bewusstseins überhaupt bewusst. Ein das eigene Bewusstsein hinterfragendes Individuum erlangt Bewusstsein über das Bewusstsein. Es lenkt den Lichtkegel seines Bewusstsein auf das eigene Bewusstsein und fragt sich: Was bist du? Es entdeckt Impulse abseits des eigenen Bewusstseins. Es grenzt sich ab. Es wächst darüber hinaus, transzendiert sich und erfährt sich mit der Zeit als Kraftraum und Resonanzkörper. Es wird klar, das Bewusstsein ist ein Instrument innerhalb des Kraftraumes, um über den freien Willen, die Realität zu erfassen und zu gestalten. Es ist ein Auffassungs- und Gestaltungsinstrument. Ein psychisches Organ. Um das Instrument bewusstseinserweiternd einzusetzen, benötigt das Individuum ein Verständnis von sich als Kraftraum kreativer Eigenverantwortung. Der Raum ist von statischen Wesensmerkmalen geprägt, sonst könnte er sich nicht zur Totalität abgrenzen und wäre keine abgrenzbare individuelle Existenz. Er wäre entgrenzt und dadurch nicht wahrnehmbar, mit der Totalität verschmolzen. Das ist das Schicksal vieler unauffälliger Individuen. Sie könnten, wenn sie möchten, ihr Bewusstsein auf Abgrenzungsprozesse richten und sich so stärker individualisieren. Hierfür benötigen Individuen freiheitliche Gestaltungsspielräume und in Gemeinschaften Verständnis für Verschiedenheit. Abgrenzung bedeutet nicht die Trennung aller mit anderen Individuen verschmolzener Aspekte. Sie können erhalten bleiben, während sich Individuen in anderen Bereichen abgrenzen. Ohne statische abgrenzbare Wesensmerkmale kann keine Existenz existieren. Der Kraftraum ist multidimensional, ein Erfassungsschema ist die erwähnte Unterteilung in die Innen- und Außenwelt.

Wer den freien Willen des Individuums leugnet, die Versuche hierzu haben nie abgerissen, der kann gerne zum eigenen empirischen Beweis anhaltend das Gegenteil dessen tun, was er in Koordination zwischen Impulsen und Bewusstsein eigentlich täte. Einfach das Gegenteil ausagieren: Bei Hunger nicht essen, bei Durst nicht trinken. Wer sein Bewusstsein dabei nicht auf eine vorübergehende Phase ausrichtet, sondern tiefgreifend authentisch auf ewig, der stirbt binnen kurzer Zeit. Das ist der Beweis für die Existenz des freien Willens. Das Individuum kann sich gegen das Leben entscheiden, gegen die eigene Existenz und sich damit entgrenzend auflösen. Aus diesem Gestaltungsspielraum erwächst Entscheidungsfreiheit. Diese Entscheidungsfreiheit ist der freie Wille. Er existiert. Q.e.d. Er ist ein Teil des Individuums. Diese Ausführungen beweisen primär zwei Dinge: Zum einen trägt jedes Individuum statische Wesensmerkmale in sich, also so etwas wie ein unbewusstes Betriebssystem. Sonst wäre es nicht abgrenzbar. Zum anderen existiert ein freier Wille. Der freie Wille kann das Instrument Bewusstsein durch geschickte Nutzung des Gestaltungsspielraumes transzendieren, zum Bewusstsein über sich selbst auf einer abstrakteren Ebene führen, in dem es den Lichtkegel auf sich selbst richtet. Der eigene Kraftraum wird dann weiter ausleuchtet und führt automatisch zu tieferem Selbstbewusstsein. So arbeitet sich das Bewusstsein von Ebene zur nächst abstrakteren Ebene weiter und kann dort, je nach Ebene, die statischen Wesensmerkmale in einem gewissen Maße verändern. Now we are talking! Build your own infrastrucure.  Aber dabei ist Vorsicht geboten! 

Für das ungeübte Individuum ist es nicht einfach zu unterscheiden, ob die beschränkenden Grenzen, die es gerade durch Zweifeln aufzulösen sucht, jene des bewussten Ego-Containers sind oder ob es die Außengrenzen des gesamtes Kraftraumes und damit seiner individuellen abgrenzbaren Existenz sind. Die Arbeit an den Außengrenzen der Existenz, vor allem jene an der Außenseite dieser Grenze ist nur geübten Individuen vorbehalten, die genau wissen, was sie tun und bereit sind, den Preis der potenziellen Verschmelzung mit der Totalität und damit die Auflösung der eigenen individuellen Existenz zu bezahlen. 

Für ein Individuum im Stadium des inflationierten Egos ergibt sich nun folgende Problemlage. Die Außengrenzen des bewussten Ego (Bewusstsein) und des gesamten Kraftraumes erkennt es als eins. Das Bewusstsein wird als eigene individuelle Existenz empfunden und die Welt als Fließhemmnis. Das Individuum als bewusstes Ego richtet alles darauf aus, das empfundene Fließhemmnis zu beseitigen. Dabei ignoriert, verdrängt oder leugnet es den eigenen übrigen Resonanzkörper. Dieser befindet sich sozusagen im Schatten des Bewusstseins. Er führt ein Schattendasein in diesem Individuum. Aber er lebt und ist wahrnehmbar als verdrängter oder verleugneter Teil. Er äußert sich über die Augen, die Körpersprache, über eine belegte Stimme, über viele Signale, die das Individuum aussendet, die aber dem bewussten Ego nicht bewusst sind. Dieser unbewusste, nie beleuchtete Teil des Individuums ist wie ein separates Wesen, das lebt, in diesem Fall als fast unabhängige abgrenzbare Existenz. 

Wer diesem Gedanken folgen kann, der gelangt zu einer wichtigen Grundannahme der Weltsicht dieser Abhandlung. Diese Grundannahme erhebt einen Anspruch des Individuums nur an sich selbst. Niemand sonst kann diesen Anspruch gegenüber einem Individuum erheben. Nur das Individuum selbst. An sich. Dieser Anspruch beinhaltet, dass es die Lebensaufgabe des Individuums ist, seinen Standort zu finden und dabei Gemeinschaften als Verantwortungsträger authentisch zu bereichern. Dies erfolgt, indem der eigene Resonanzkörper behutsam erkundet wird, das Individuum sein Feld absteckt, sät, erntet und auf diese Weise an einer harmonischen Beziehung zwischen Bewusstem und Unbewusstem strickt. 

Diesem Anspruch wird das inflationierte Ego nicht gerecht. Es ist schlicht zu limitiert. Als Teil des Resonanzkörpers scheitert es zwingend an dem Versuch, eine eigene Authentizität herzustellen. Die unbewussten Impulse fließen als nicht integrierte Signale aus dem Resonanzkörper ab und verglühen wie energetisch ungenutzte Blindgänger im Meer zwischenexistenzieller Kontakte. Für andere Existenzen stellt sich ein inflationiertes Ego für alle wahrnehmbar als verknotete Existenz dar. Es lebt in der ständigen Gefahr, dass ein Blindgänger aus dem unbewussten Schatten die Aufmerksamkeit des Bewusstseins auf sich zieht und den kritischen Lichtkegel der Informationsakkumulation darauf richtet. Wenn das Ego dann nicht nachlässt zu fragen, wo dieser seinen Ursprung hat, dann kann es zu einer Begegnung kommen, in der das Ego seinem unbewussten Schatten im Verständnis einer separaten abgrenzbaren Existenz in die Augen schaut. Vor dem Spiegel stehend, mit den Augen lange in das Schwarze der Augen schauend. Je tiefer es hinsieht, desto mehr muss es zugeben, dass diese Existenz sich von der eigenen Existenz nicht abgrenzen lässt. Die zwingende Konsequenz ist die Auflösung des Fundaments aller Außengrenzen der eigenen Existenz. Denn diese Grenzen waren zu limitiert, sie halten der Flut nicht stand. Der eigene Resonanzkörper ist viel größer. Da lebt was. Während die Außengrenzen ohne Fundament in der Luft schweben, versucht das nun deflationierte Ego, das mit Nachdruck meist durch viele abstrakte Ebene auf einmal geschossen wird, den ungewohnten Blick von den abstrakten Ebenen zu wagen und die Außengrenzen halbwegs kohärent zu setzen. Dieser Blick ist für das zuvor inflationierte Ego in aller Regel ein unvorstellbarer Blick in den Abgrund. Es kracht nicht nur eine heile Welt zusammen, das Individuum findet in dieser Zeit alle möglichen Verhaltensweisen in sich, vor allem auch diejenigen, die es an anderen immer abgelehnt hat, es schwimmt im Ozean der Werte. Es muss jetzt schwimmen. Es gibt von hier nur zwei Wege. Entweder es schafft die Abgrenzung im Ozean der Werte und lernt zu schwimmen oder es verschmilzt mit dem Ozean und geht unter. Der Untergang beinhaltet, dass der unbewusste Schatten die Kontrolle über weitere Teile des individuellen Resonanzkörpers übernimmt und das Spielfeld des Egos stärker als vorher einschränkt. Das Bewusstsein wird dabei gerade nicht erweitert, sondern eingeschränkt. Das Ego ist dann nicht mehr inflationiert, es akzeptiert den unbewussten Schatten als Existenz in sich, aber es kann ihn nicht konzeptualisieren, es ist limitierter als zuvor, es versucht den vorherigen Standard wieder zu erlangen, was je nach Stärke der Verwundungserfahrung und Einschränkung nicht klappt. Es ist dem Ego nicht bewusst, was passiert ist, es kann diesen Vorgang nicht bewusst nachvollziehen, es kann ihn nicht in Gänze reflektieren. Es ist traumatisiert. Das Ego weiß nur, es ist anders als vorher. All die zwischenmenschlichen und auch die zwischenexistenziellen Kontakte greifen nicht mehr. Alles ist anders. Das Ego liegt in den Ketten des unbewussten Schattens. Will es sich befreien, ist das ein jahrelanger Prozess. Es muss freiwillig zurück in den Ozean der Wert und schwimmen lernen. Es muss erkennen: das Bewusstsein schwebt nicht losgelöst im Nichts. Es ist in jedem Fall nur Teil des Individuums. Es ist ein Instrument zum Lösen von Fließhemmnissen im individuellen Kraftraum. Dezentral. Gäbe es keinen individuell abgrenzbaren Kraftraum, gäbe es kein Bewusstsein. Träger des Bewusstseins ist das Individuum. Ohne Fließhemmnisse, kein Bewusstsein. Somit gilt: Je größer die individuellen Fähigkeiten zur bewussten Wahrnehmung, desto größer das unbewusste Bauwerk, desto höher die Chance zur Lösung großer Fließhemmnissen, desto größer die Verantwortung. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung ist also der Ursprung des Verantwortungsgefühls. Individuen, die keine bewusste Fähigkeit zur Wahrnehmung von Fließhemmnissen haben, werden aus der Verantwortung entlassen. Kaum Wahrnehmung, kaum Verantwortung. Aber, es ist innerhalb von Gemeinschaften ein weiteres Phänomen zu beobachten: Individuen, welche die Fähigkeit zur Wahrnehmung besitzen, aber ihren Kraftraum nicht erschließen, sozusagen die Fähigkeit vermeiden, die sich mit ihrem Bewusstsein identifizieren und dadurch Fließhemmnisse nicht von fließendem Wachstum unterscheiden können, die ihr individuelles Bewusstsein zwar als Instrument einsetzen, aber ohne ausgeglichene Kommunikation mit den Signalen des individuellen Resonanzkörpers, diese Individuen suchen anders und nehmen häufig Signale von außen an. Sie suchen ihren Maßstab außen statt innen, sind dadurch fremdbestimmt und bringen die gesamte Gemeinschaft in die Gefahr einer Scheinrealität. In dem sie den Kontakt zu ihrem Kraftraum verlieren, der, wie jeder individuelle Kraftraum, wichtige Wachstumsimpulse für die Gemeinschaft bereitstellt, hindern sie das fließende Wachstum der Gemeinschaft entlang natürlicher Wellenbewegungen. Soll dieser Zustand geändert werden, stellt sich die Frage, wie diese Individuen ihren Kraftraum kreativer Eigenverantwortung (wieder) entdecken können. 

Derzeit identifizieren sich viele Individuen mit ihrem Bewusstsein, auch wenn es nur ein Teil von ihnen ist. Es ist, als ob sie in einem Kokon selbstgeschaffener Arbeitsethik leben. Arbeiten heißt für sie, Interessenkonflikte bewusst machen und von außen herangetragene Fließhemmnisse lösen. Einige sagen, Leben ist Leiden. Das verwundert nicht. Doch das ist eine limitierte Sicht auf das Individuum. Viel eher ist das Leben auch Leiden. Was das Leiden ist? Hemmnisse des fließenden Wachstums des Individuums. Abgeschriebene nicht erschlossene Potenziale, unerfüllte Erwartungen. Das Leiden ist die Differenz zwischen dem individuellen Kraftraum, der hätte erschlossen werden können und dem tatsächlich durch das Individuum erschlossenen Kraftraum. Das Leiden ist der Sog, der entsteht, wenn die Energie, die über den Conjunctio-Dynamo potenziell hätte erzeugt werden können, nicht erzeugt wird. Es ist der Rückstoß der wandelnden Welt, die vom jeweiligen Individuum mehr erzeugte Energie erwartet hat. Das Leider als Rückstoß soll dem Individuum mitteilen: Du erschließt deine Potenziale nicht. Du kannst deutlich mehr Energie an deinem Standort erzeugen. Auf geht’s. Auf dem Weg zu seinem Standort gelangt das Individuum nach und nach in die Lage, das Leiden zu einem immer größeren Teil zu tragen und damit die aus Gegensätzen aufgebaute Welt in sich auszutragen, Gegenschwingungen für alle Signale in sich wissend, in der Lage, die eigene Umgebung nach Bedarf beruhigend oder animierend. Das Individuum wird symbolisch zu Atlas, dem Titanen, der das Himmelsgewölbe schultert. Der sich seinen Platz in der Gemeinschaft nimmt und spielerisch fließend wächst. Hat er seinen Platz eingenommen, leidet er kaum noch. 

Der Kraftraum kreativer Eigenverantwortung gehört zum Individuum. Er ist das Individuum. In seiner physischen und psychischen Integrität. Auch wenn es bisher nicht derart weit verstanden wird. Jeder Kraftraum ist individuell-einzigartig. Er setzt sich zusammen aus dem Ist-Zustand eines Individuums, d.h. der Gesamtheit erschlossener ererbter und erlebter Verhaltensweisen in der Gemeinschaft, und individuell realisierbaren Wachstumspotenzialen, d.h. der Gesamtheit potenzieller Verhaltensweisen. Beide Zustände ändern sich. Ständig. Die Welt wandelt sich. Ständig. So sind auch die individuellen Krafträume in Gemeinschaften flexibel, passen sich ständig dynamisch an. Sie wachsen fließend. Das Individuum wächst fließend. In seiner sich ständig wandelnden Welt. In einer Gemeinschaft aus verschiedenen Individuen treffen individuelle Krafträume in ihren sich zudem ständig wandelnden Welten aufeinander. Das macht die Gemeinschaften dynamisch und komplex. 

Die Individuen treffen als sich verhaltende Interessenbündel aufeinander. Ein Phänomen sind dabei verknotete Individuen, die sich entgegen ihrer Interessen verhalten, nicht zu ihren Interessen stehen. 

Sofern gleichgerichtete Interessen als Voraussetzung von Win²-Win²-Situationen offengelegt und gemeinsam erkannt werden, verschmelzen die Krafträume miteinander. Es ergibt sich ganz natürlich eine gemeinsame Mission, welche die Individuen als abstrakter Wert vereint. Teile der Organismen nehmen den Interessengleichlauf wahr. Und verschmelzen. Auf einer abstrakteren Ebene könnte der Aufmerksame nun das verschmolzene Einzelinteresse, das beide in sich tragen, als abstrakten Wert herausarbeiten, freilegen und bearbeiten. So könnte etwa ein böswillig Aufmerksamer die teilweise Verschmelzung in den Individuen spalten. Gewaltsam. Er könnte auch die Verschmelzung stärken, indem er weitere gleichgerichtete Interessen in den Individuen identifiziert, sie ihnen bewusst macht und ebenfalls zur Verschmelzung führt. Mit einer solchen Aufmerksamkeit ausgestattete Individuen verstehen sich als Baumeister. Zunehmend als Architekten. Ein guter Architekt entwirft und baut das durch Individuen gerne Verkörperte. Es entsteht durch Verschmelzungs- und Abgrenzungsprozesse. Durch probieren. Positiv betrachtet, kümmern sie sich. Negativ betrachtet, manipulieren sie. Aber wenn man es als Manipulation bezeichnet, dann manipulieren alle. Also kümmern. Ich persönlich schaffe nur meine eigenen Fließhemmnisse aus dem Weg und erzähle davon. Am besten weghören.  

Der Wert freigelegter Interessen ist, auch wenn dies noch nicht vielen bewusst ist, immens. Viele Individuen sind sich ihrer Interessen und auch der Verschmelzungs- und Spaltungsprozesse auf den abstrakten Ebenen nicht bewusst. Man kann sie überraschen und sie einbauen. Ich persönlich spalte nur noch für mich, nicht mehr für andere, das habe ich mal gemacht, mit vermeintlich Gutem im Sinn, dachte ich helfe, doch es ging natürlich daneben, denn was ich als gut bewerte, ist noch lange nicht gut für andere Individuen, also blieb mir als Conclusio nur: Jedes Individuum ist seines eigenen Glückes Schmied. Ich bin der Meister aller Schmiede, ich bin Caesars Druide, doch nur das Individuum selbst kann seine Grundstruktur erkunden. Niemals wird ein anderes Individuum in der Lage sein, dem Individuum den Prozess der Selbstbestimmung abzunehmen. Wer das vorgibt, ist kein Druide, sondern Scharlatan. 

Das dieser Abhandlung zu Grunde liegende Verständnis des Individuums ist, dass es seine Geschichte erzählen kann, wenn es sich bewusst macht, dass es einen freien Willen hat, auch wenn er limitiert ist, verknotet sowie beschränkt sein kann und erst schmerzhaft freigearbeitet werden muss, dem Individuum steht in sich erweiterbarer Gestaltungsspielraum zu. Innerhalb des Kraftraumes kreativer Eigenverantwortung. Der sich zudem wiederum in der wandelnden Welt dynamisch verändert. Für die Erfassung dieser Struktur wird Abstraktionsfähigkeit benötigt. Das Individuum versteht sich als wandelbares, stetig wachsendes Wesen in einem dynamischen Kraftraum potentiellen Wachstums, dessen Grenzen in einer Gemeinschaft auch durch andere dynamische Krafträume gesteckt werden, als Einheit aus Bewusstem und Unbewusstem in der physischen Existenz des Körpers, als Quelle von Energieimpulsen, die ausgelebt werden können, aber nicht müssen, als Ich-Erzähler darüber, welche Impulse wie ausgelebt werden und wie sich dann, im Zusammenspiel mit anderen Interessenträgern und Krafträumen, der eigene Kraftraum entwickelt bzw. die Bilanz eigener Interessendurchsetzung langfristig gestaltet. Das ist das New Game des menschlichen Individuums. Wer es langfristig spielen will, wer seine Interessen im vollen eigenen Resonanzkörper in friedlicher Koexistenz entfalten will, wer Synergie-Effekte in der Gemeinschaft entfalten und empfinden will, der muss zunächst einmal die Rolle des authentischen Verantwortungsträgers anstreben und sich aus der fremdbestimmten Position der Inflation des bewussten Egos lösen. Er muss zum Ich-Erzähler werden. Self-Authoring Mind. Und sich dann bewusst mit der Totalität verbinden. Jedes Individuum auf seine Weise.   

In jenem Verständnis bleibend, gehört all das zur Außenwelt, zu dem sich das Individuum authentisch körperlich abgrenzen kann. Zur individuellen Innenwelt gehört all das, mit dem sich das Individuum authentisch verbinden kann. Authentizität im Sinne von wahrnehmbarem, verkörpertem Wissen. Die jeweilige Frage nach Abgrenzung und Verbindung beantwortet der Resonanzkörper des Individuums, der gesamte Organismus. Das Bewusstsein spielt dabei nur eine Rolle, wenn bei den Abgrenzungs- und Verbindungsprozessen Fließhemmnisse entstanden sind. Manchmal mehr, manchmal weniger. Nur die nicht fließenden Prozesse werden dem Bewusstsein sozusagen zur Genehmigung vorgelegt. Das Bewusstsein entscheidet dann, ob es genehmigt, prüft, rückgängig macht oder bei kleineren Fließhemmnissen, ob die Schnittstellen nachzubessern sind.

Jeder individuelle Kraftraum ist zwingend limitiert und begrenzt. Ohne Beschränkungen wäre er nicht abgrenzbar. Dann gäbe es keinen freien Willen. Über diese Stelle ist besonders nachzudenken, sie ist sehr abstrakt und schwierig ins Bewusstsein zu rufen. Der freie Wille entsteht überhaupt erst durch das Setzen von Grenzen und Beschränkungen. Grenzen und Beschränkungen sind Fließhemmnisse, aber ohne sie wäre der freie Wille im Kraftraum kreativer Eigenverantwortung nicht abgrenzbar. Das, was derzeit als primitives Wesen bezeichnet wird, lebt seine natürlichen Impulse aus und ist im Ausleben dieser Impulse eine authentische Existenz. Der Mensch aber hat die Fähigkeit, Bewusstsein zu entwickeln. Und allein aus dieser Fähigkeit erwächst die Verantwortung zur Erkundung. Er grenzt sich insofern ab. Und kann sich zudem selbst in seiner teilweise primitiven Existenz Grenzen setzen. Und sich dadurch aus seiner primitiven Existenz herausarbeiten. Ziele bestimmen, Verhaltensstruktur zur Zielerreichung abgrenzen, Ziele erreichen, neue Ziele setzen, Zielerreichungsstrukturgrenzen setzen, alte auflösen. Warum der Mensch diese Fähigkeit hat, ist bislang nicht klar. Das Warum hat sich noch nicht manifestiert. Es ist noch nicht da. Jedenfalls langfristig, über Jahrhunderte gesehen, wird der Mensch das Warum sich in sich manifestieren sehen. Hier offenbart sich das, was Nietzsche mit der Umwertung aller Werte meinte. Der Mensch, als Spezies betrachtet, kann durch bewusste Grenzziehung seine Existenz verändern. Und er tut es fortwährend. Er wächst fortwährend über sich hinaus. Im Prozess. Er setzt mit seinem Bewusstsein Fließhemmnisse, beseitigt sie, setzt wieder andere und beobachtet sich im Fluss. Er reflektiert seine Existenz und leitet daraus Strukturprinzipien über die tieferliegende Struktur selbst ab. Das ist enorm. Der Mensch stellt ein multigenerationales selbstlernendes System dar, das mit dem menschlichen Bewusstsein ein Instrument entwickelt hat, Fließhemmnisse zu setzen und zu beseitigen und dadurch die tiefliegenden Ebenen zu untersuchen. Wahrscheinlich halten die, die das hier lesen, mich mehrheitlich für absolut verrückt oder denken, diese Ausführungen sind trivial, weil zu einfach. Tatsächlich sind sie für mich eine bahnbrechende Revolution in der menschlichen Entwicklung. Ein Durchbruch in eine neue Zeit, auf tausende neue (Bewusstseins)Ebenen. Ich bin dabei nur Beobachter und schreibe auf. Ohne Nietzsche und Jung hätte ich es nicht verstanden. Peterson war meine Brücke zu Aion und dem Conjunctio-Dynamo. Drüber gehen musste ich selbst. Ich bin nur Teil einer Entwicklung. Als ich Jung im Interview gesehen habe, und er sagte, ich muss nicht mehr glauben, ich weiß, in dem Moment wusste ich es. Klick. In dem Moment wurde etwas in der Tiefe dominanter, forderte zunehmend Platz, Zeit und Energie ein. Es stellte keine Fragen. Es gab Antworten und mein Bewusstsein wusste, dass es nach den Fragen zu suchen hatte. Es setzte den Rahmen, mein Bewusstsein leuchtete ihn aus. Dieser Rahmen, das ist ein dynamischer Bauplan. Ich weiß nicht, welches Detail morgen beleuchtet wird, aber ich weiß, wenn ich nach diesem Bauplan fließend wachse, vertraue, verwirkliche ich meine individuelle Existenz in der Dimension der Ewigkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das Gebäude auf diesem Bauplan, das bin ich. Das Individuum baut, in dem es an seinem Standort verweilt und fließend wächst. Ich bin ein religiöser Mensch, mich musste niemand überzeugen zu vertrauen und zu glauben, aber keine Angst, ich zwinge niemandem etwas auf. Ich nutze mein Begriffsverständnis, um zu verdeutlichen. Für mich hat jedes Individuum einen eigenen dynamischen Bauplan, den die Kraft, die ich Gott nenne, ständig anpasst. Wenn sich Individuen auf die Verwirklichung ihres Gebäudes konzentrieren, dann kann ein neuer Mythos entstehen. Das klingt lächerlich. Ist es aber nicht. Kommende Generationen werden danach suchen, danach gieren, in einer sinnentleerten Welt ohne Werte. Sie werden zunehmend nicht mehr glauben müssen, sie werden wissen. Meine Generation glaubt nicht, weiß hingegen aber auch noch nicht. Sie ist eine Zwischengeneration, Teil der Entwicklung, und identifiziert sich mit dem eigenen limitierten Bewusstsein. Zeitgleich aber betäubt sie alle Impulse mit Rauschmitteln jeder Art, Ventile für den Druckausgleich, die Signale des Bauplanes zur Verwirklichung des eigenen Gebäudes als Rechtfertigung der eigenen Existenz in der Dimension der Ewigkeit werden (noch) nicht erhört, werden geleugnet, verdrängt, lachend überspielt. Seit und noch in Jahrzehnten probieren Menschen in alle Richtungen und suchen Wege zum Ursprung. Etwa über psychodelische Rauschmittel. Einige scheinen Zugänge zu finden, andere nicht. Ich habe es bewusst ohne diese Rauschmittel versucht und bin ohne auf meinem Weg. Zu groß war und ist mein Respekt vor der großen Mutter, ich möchte mich ihr langsam nähern und sie mit Handkuss begrüßen. Ich bin ein Verzögerungsgenießer. Gestatten, Wilhelm mein Name. Ich habe gehört, hier soll es hübsche Mädchen geben.  

Doch wer Freiheit will, muss Verantwortung tragen. Ein freier Geist verantwortet seine Geschichte, nimmt alle von ihr ausgehenden Konsequenzen in sich auf. Er macht sie sich zu Eigen und ist zugleich (un)abhängiger Teil von ihr. Steht drüber. Die Geschichte gehört ihm. Als hätte er sie mitverursacht. Jede Konsequenz, jedes noch so fern liegende Ereignis gehört zu seiner Geschichte. Vom Verhalten eines Individuums gehen ständig Konsequenzen aus und anderen Individuen bleibt nichts anderes übrig, als das manifestierte Verhalten in der Außenwelt in ihre Geschichten einzubauen. Auf diese Weise wachsen Individuen dynamisch-fließend durch ständige individuell-narrative Verschmelzungs- und Abgrenzungsprozesse. Sie integrieren die Ereignisse in ihre Geschichte. Sie integrieren das Verhalten von anderen Individuen in ihre Geschichte. Verschmelzung. Sie erklären sich ihre Welt. Sie grenzen ihre Geschichte ab. Manche lassen ihre Geschichte erzählen, durch Ereignisse aus anderen Geschichten. Sie lassen sich hinein fallen und schauen mal, was passiert. Ich fand die Ausflüge schon immer interessant, habe aber dabei meine Geschichte nie aus den Augen verloren. Hab es zum Teil meiner Geschichte gemacht, immer mal wieder mit dem Wind zu fliegen, geschehen zu lassen, was geschehen muss, um zu sehen, was die große Mutter mir sagen möchte, wie sie mich sieht, wie sie meine Geschichte erzählen würde, wenn ich sie nicht erzählen würde. So erzählen wir beide meine Geschichte, gemeinsam. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteilte Freiheit ist halbe Freiheit, aber mehr brauche ich nicht. Geteilte Verantwortung ist halbe Verantwortung. Geteilte Schuld ist halbe Schuld. 

Erzählen sich mehrere Individuen (Gemeinschaft) Aspekte ihrer individuellen Welten auf ähnliche Weise, erschaffen sie damit eine übereinstimmende gemeinsame Welt. Ein Spielfeld, auf dem sie nach gemeinsamen Regeln spielen können. In Gemeinschaften aufwachsende Individuen werden von der Gemeinschaft auf jene Spielfelder geführt. Die Gemeinschaft drängt: „Los, spiel. Du spielst gerne auf dem Spielfeld nach den Regeln, die wir für uns festgelegt haben.“ Für manche Individuen stimmt das. Für manche jedoch nicht. Für alle manchen Individuen ist diese Abhandlung. Für alle und keinen. Diese Manchen wissen sofort, was gemeint ist. Das unbewusste Selbst des diese Zeilen verfassenden Autors korrespondiert mit ihrem Selbst auf Kommunikationsebenen, die wir bislang nicht verstehen. Wer jetzt denkt, dass er gerade liest, denkt und sonst nichts, warum lächelst du dann? 

Das bewusste Ego steht wie ein Eisbär auf dem Eisberg des Unbewussten. Es ist eine eigenständig abgrenzbare Existenz und als solche zu verstehen. Es ist ein eigenständiges Lebewesen innerhalb des Individuums. Es ist als ein Teil des gesamten kommunizierenden Organismus weitgehend angelernt. Von der Gemeinschaft. Ein Instrument, um auf dem Spielfeld nach den Regeln zu spielen, welche die Gemeinschaft festlegte. Doch Spielfeld und Regeln sind nicht naturgegeben. Es gibt viele Spiele, nicht nur das eine. Und die Regeln können sich ändern. Aber Vorsicht. Die Todesgefahren sind real. Es gilt das Ego zu stärken, im Austausch mit den Grundstrukturen. Der Eisbär soll leben, in voller Pracht. 

Manche Individuen empfinden Spielfeld oder Spielregeln ihrer Gemeinschaft (vorübergehend) als zu eng. Sie haben offenbar den Drang, Spielfeld oder Spielregeln zu verändern. Dieser Drang steigt auf als Impuls aus dem unbewussten Teil des menschlichen Resonanzkörpers. Sie wollen den Kraftraum erkunden. Sie wollen ihren Standort suchen. Allen Signalen nach haben sie ihn noch nicht gefunden. Das ist ihr gutes Recht. Auch ihre Aufgabe. Angenommen der Eisberg ist größer als gedacht und unter der Oberfläche strömt auf wundersame Weise etwas wärmeres Wasser in das Innere des Eisbergs, macht ihn durchlässig, so dass sich Fische und Robben im umgebenden Eiswasser tümmeln, sich nach und nach Wege innerhalb des Eisbergs bis zur Oberfläche freispielen. Angenommen der Eisbär hat Hunger, um zu leben. Lebenshunger. Dann kämen Fische und Robben gerade recht. Die in Individuen aufsteigenden Impulse, der Drang, Spielfeld und Spielregeln zu verändern, das sind Leuchtraketen desselben Lebenshungers, Hinweise auf Wachstumspotenziale für das Individuum und damit zugleich für die Gemeinschaft, denn das Individuum ist an der Konstruktion des gemeinsamen Spielfeldes wie jeder andere Teil der Gemeinschaft beteiligt. Nimmt das Individuum die Impulse wahr und folgt es den Hinweisen, bohrt es in diesem Prozess zwingend die Wachstumspotenziale als im Unbewussten liegende Warmwasserspeicher an. Der Prozess ist für das bewusste Ego gefährlich. Es kann ertrinken, wenn warmes Wasser unkontrolliert ausströmt, den Eisberg zum Schmelzen bringt und damit dem Eisbär den trittfesten Boden nimmt. Sofern aber ein kontrollierter Zugang gefunden wird und sich ein konstanter Strom an Warmwasser, so wie es im individuellen Fall benötigt wird, bilden kann, dann würde dieser Strom Wege in den Eisberg spülen, durch die Fische und Robben spielerisch an die Oberfläche gelangen könnten. Auf dem Eisberg stünde dann der Eisbär, unser bewusstes Ego, und im Idealfall lebt er dort im Einklang mit den Fischen und Robben, frisst, wenn er hungrig ist, lässt leben, wenn er satt ist. Wenn der Eisbär alle Fische und Robben frisst, überfrisst er sich, Fische und Robben sterben aus, deren Nahrungsquelle breitet sich massiv aus, das Ökosystem verändert sich. Wenn der Eisbär keine Fische und Robben frisst, stirbt er aus und Fische wie Robben breiten sich massiv aus, das Ökosystem verändert sich. Aufgrund der Komplexität des Ökosystems mit Wechselwirkungen der verschiedenen Existenzen, bleibt festzuhalten: Ökosysteme verändern sich. Das Universum wächst fließend.

Jede Gemeinschaft sieht sich mit diesen Veränderungen konfrontiert. Spielfeld und Spielregeln sind an die veränderten Umstände anzupassen. Mal mehr, mal weniger, je nach Veränderungsintensität.   Aus dem Auge des Menschen betrachtet, gehören Eisbär und Eisberg zusammen. Aus dem Auge des Universums betrachtet, gehören das bewusste Ego des Individuums und das Unbewusste zusammen. Der Mensch könnte das Auge des Universums sein. Er soll durch die Augen des Universums blicken und mit dienender Gesinnung darin fließend wachsen.    

Identifizieren sich Individuen zu stark mit der gemeinsamen Welt, erzählen sie sich ihre Geschichte primär als kollektive Geschichte und nehmen ihr Abgrenzungspotenzial nur zu geringen Teilen wahr, empfinden aber die Abgrenzungsprozesse anderer Individuen als Angriff auf ihre Welt. Sie erzählen sich das Verhalten sich abgrenzender Individuen wie folgt: „Du grenzt dich ab und reduzierst dadurch das Spielfeld meiner Welt. Das finde ich nicht gut, du willst mir etwas wegnehmen, du musst weg, deswegen wehre ich mich und grenze dich mit deinem Verhalten aus.“ Sie empfinden das Verhalten aber nur deswegen als Angriff, weil sie sich zu stark mit der kollektiven Geschichte identifizieren. Hätten sie sich selbst zuvor durch Abgrenzungsprozesse individualisiert, würde die Wahrnehmung als Angriff abnehmen und damit der Abwehrreflex. Den Abwehrreflex des einen Individuums empfindet dann ein anderes Individuum der Gemeinschaft als Angriff, welches sich ebenfalls nicht hinreichend individualisierte. Durch die sich aufschaukelnden Abwehrreflexe kann so ein Strudel entstehen aus Ab- und Ausgrenzungsphänomenen, der dazu führt, dass die zuvor in einer kollektiven Geschichte vereinte Gemeinschaft in alle Richtungen auseinander gesprengt wird. Zwei oder mehr Gruppen von Individuen stehen sich innerhalb der Gemeinschaft gegenüber und ringen um Deutungshoheit über die gemeinsame Geschichte, mit der sie sich stark identifizieren. Sie alle denken, die gemeinsame Geschichte wäre ihre eigene Geschichte. Es ist aber die gemeinsame kollektive Geschichte. Von der sie sich in sich, mit sich und durch sich individualisieren können. Abgrenzungsprozess. Detachement. Auf diese Weise nimmt in Individuen das Empfinden des Verhaltens anderer als Angriff ab und zugleich die überzogenen polarisierenden Abwehrreflexe. 

Die meisten Informationen fließen dann durch die Individuen, werden als irrelevant ausgeblendet, damit die Individuen Deutungshoheit über ihre Geschichte behalten. Ihr Wille zur Macht. Über ihre Welt. Niemals sollten sich Individuen diese Deutungshoheit über sich in ihrer Welt nehmen lassen. Um die Deutungshoheit wahrnehmen zu können, benötigt das Individuum die Freiheit, alle Ereignisse sehen, erleben und Wissen darüber anhäufen zu dürfen. Die Freiheit von Sprache und Verhalten, die Freiheit, sich über Kommunikationssignale mit anderen Individuen über alle potenziell auftretenden Ereignisse auszutauschen, die Freiheit, die eigene Geschichte der Gemeinschaft mit zu teilen. Einige der Anderen teilen im Gegenzug die eigene Geschichte, andere Teile teilen sie nicht. Verschmelzung mit Einigen und Abgrenzung zu Anderen. Jedes Individuum kennt das. Wer seine eigene Geschichte tatsächlich in Freiheit erzählen will, muss Verantwortung tragen. Teil der Verantwortung ist das Verständnis für Verschiedenheit. Das Verständnis für Abgrenzungsprozesse. Denn jede Geschichte verläuft entlang von übereinstimmenden und abgrenzenden Merkmalen. Ohne die Möglichkeit des Individuums, die eigene Verschiedenheit durch ehrliche Verschmelzungs- und Abgrenzungsprozesse zu erkunden, kann der Wille zur Macht über die eigene Geschichte nicht vollends ausgelebt werden. Das Individuum kann seinen Kraftraum nicht erkunden, nur wenige werden ihren Standort finden. Ob das Verständnis für Verschiedenheit Grenzen haben muss, ob der Erkundungsprozess regelbasiert zu erfolgen hat, ist eine Frage, die so alt ist wie die Welt. Die Einsicht über die Notwendigkeit von Grenzen und Ordnungsrahmen erwächst ganz natürlich aus der Übernahme von Verantwortung. Aus der Verantwortung für die Totalität, aus dem Wissen über die Verhaltenshistorie der Individuen und der Verantwortung für den Erkundungsprozess des Individuums, der abzielt auf die Erlangung der Deutungshoheit über die eigene Geschichte. Dieser Erkundungsprozess ist es, der das Individuum zu seiner Geschichte führt und Gemeinschaften mit notwendigen Wachstumsimpulsen versorgt. 

Jedes Individuum, das diesen Willen zur Macht über die eigene Geschichte ausagiert, steht allerdings zunächst alleine und ganz für sich vor dem Weltgericht der Verantwortung. Bewusst oder unbewusst. Die Geschichte jedes Individuums wird so ständig auf Kohärenz geprüft (Individual Audit). Die Validierung, die sich Individuen in der Gemeinschaft geben, ist nichts anderes als ein vorgespiegeltes Signal, das die Individuen in ihren Geschichten bestärkt. Aber Validierung gibt es in aller Regel nur für von allen tolerierte, geteilte Verhaltensweisen, so dass die Validierung in der Gemeinschaft über den Spiegelbildmechanismus vom Erzählen der eigenen Geschichte abhält. Wer den Mechanismus nicht versteht, verliert sich mit seiner Geschichte zunehmend in der kollektiven Gemeinschaftsgeschichte. Sie verschlingt die individuellen Geschichten wie nichts und verschmilzt sie zu einer Illusion, zu einer Scheinrealität, in der sich alle Individuen gegenseitig in ein und derselben Geschichte validieren. Sie hält die Individuen davon ab, ihre eigene Geschichte zu entwickeln, sich selbst zu validieren, ihre eigene Existenz in der Dimension der Ewigkeit zu verwirklichen, ihren Standort zu finden.     

Die Individuen, die ihren Standort gefunden haben, haben genug damit zu tun, an ihm zu verweilen. Das ist spannend genug. Sie sind Teil und stehen zugleich abseits der kollektiven Geschichte, erzählen und leben ihre eigene Geschichte. Sie finden ihren Frieden mit den Konsequenzen. Kein Verstecken hinter tradierten Handlungsmustern, keine Fremdvalidierung. Verantwortung tragen. Das Individuum verantwortet die Totalität. Alles, was geschieht. Wer Freiheit beansprucht, erntet Verantwortung. Jedes in Freiheit lebende Individuum hätte die eigene Geschichte anders erzählen können. Hat es aber nicht. Gerade für diese nicht gegangenen Wege trägt es die Verantwortung aller Konsequenzen, die sich daraus ergeben, dass es die Wege nicht gegangen ist. Es ist vor allem die Verantwortung der nicht gegangenen Wege, der nicht verhinderten Manifestation, der nicht verhinderten Einzeltat, die durch Leugnen, Verdrängen und Unterdrücken im Individuum Schattenkomplexe hervorruft und als tickende Zeitbomben im Unterbewusstsein zurücklässt. Diese Zeitbomben sind nicht in die eigene Geschichte integrierte Ereignisse. Das freie Individuum trägt wie Atlas die Welt auf seinen Schultern. Es räumt sein Unterbewusstsein auf (cleaning up) und verantwortet sein Verhalten (growing up), um möglichst wenige Zeitbomben zu legen. Manche Schattenkomplexe sind aufgrund ihrer Dimension und Intensität so schwer zu integrieren, dass es eines Scheiterns bedarf (fucking up). Das Scheitern ist nicht selten dadurch begründet, dass die Inkonsistenzen in der eigenen individuellen Geschichte derart präsent werden, dass man sie sich, im wahrsten Sinne des Wortes, selbst nicht mehr erzählen kann. Die Inkonsistenzen treffen dann häufig multidimensional aufeinander. Die Individuen sprechen rückblickend häufig von explosionsartigen Wendepunkten des Lebens. Die eigene Geschichte muss im Rahmen eines längeren Prozesses angepasst und von einer abstrakteren Ebene aus neu gestrickt werden (waking up). 

Viele Individuen verspüren jenes Verantwortungsgefühl zunächst als instinkthaften Impuls, der für ihr Wachstum erforderlich ist. Etwa als schlechtes Gewissen. Sie erleben ihn als außergewöhnlichen Ruf nach Freiheit, den sie nicht zuordnen können. Ihnen fehlt die Kommunikation mit den Instinkten. Es fehlt die Fähigkeit, die Impulse als Signale des menschlichen Resonanzkörpers zu deuten. Der Mechanismus wirkt wie folgt: Der Organismus setzt Energie frei. Die Individuen werden dadurch in den Ausnahmezustand versetzt. Sie suchen nun Antworten, ohne die impulsartig aufkommenden Fragen in der Tiefe zu verstehen. Eine Frage lautet: Warum verändere ich meine Wege nicht, um bestimmte Ereignisse zu verhindern? Die Individuen nehmen das gesteigerte Energieniveau in sich wahr, ohne Kenntnis dessen Ursprungs, und suchen neue Wege. Sie wollen verändern. Einige der Vielen deuten die Impulse eindimensional, sie fokussieren ein Ereignis, welches die Impulse ausgelöst zu haben scheint, und streben mit hoher Energie in die Gegenrichtung, um es zukünftig zu verhindern. Sie blenden kurzschlussartig weitere Konsequenzen des eigenen Verhaltens aus, setzen Scheuklappen auf, erhöhen bei Widerstand die eingesetzte Energie und sind damit auf dem besten Weg in eine Phase des Scheiterns, da die Richtungsänderung in ihrer Gegensätzlichkeit nun die gesamte individuelle Geschichte verknotet.

Das Verantwortungsgefühl in der Tiefe ist der Preis wahrer Freiheit. Wer es noch nie gespürt hat, kann nicht wirklich frei sein. Wer es spüren will, muss einen Weg finden, mit der Welt in sich zu Hause sein. Wer diesem Gedanken in die tiefe Dunkelheit folgt, der stößt irgendwann, meist recht schnell, auf die Limitierung seiner Existenz, vor allem seiner bewusst wahrnehmbaren Existenz. Das anfängliche Gefühl des Verlorenseins in der Welt weicht dann zunehmend dem Gefühl, mit allem in der Welt verbunden zu sein, ein Gefühl der Zugehörigkeit als essenzieller individueller Bestandteil des großen Ganzen. Die Aufrechterhaltung jenes Gefühls ist ein konstanter Prozess. Es ist das Tanzen des Wilhelms auf den Seilen, die Nietzsche spannte. Der Individuationsprozess nach Jung beinhaltet den Prozess als ständig wiederkehrende, fortdauernde Verkörperung Gottes im Rahmen der eigenen individuellen Existenz. 

Manche begegnen dieser Erfahrung, in dem sie die Verantwortung nach außen projizieren, sie sagen, jedes Ereignis ist multidimensional mit der Welt verknüpft, warum soll ich das alles verantworten. Auf mich kommt es gar nicht an. Die anderen Individuen lösen das Ereignis aus. Die anderen sind die Auslöser. „Ich bin doch nicht der Idiot, der das alles ausgelöst hat.“ Was dann in und um dieses Individuum passiert, ist interessant. Es gibt die Deutungshoheit über seine Geschichte auf. Seine Geschichte lautet ab diesem Punkt: Auf mich kommt es nicht an. Fremdbestimmt, manipulierbar. Die individuelle Existenz dieser Individuen ist das Gegenteil dessen, also die andere Seite der Medaille, was sie vorgeben zu sein. Ohne das Verantwortungsgefühl werden auch sie nach und nach von der gemeinsamen Geschichte verschlungen.  

Die Herausforderung des humboldtschen Bildungsideals tritt dabei mit harter Wahrheit an Individuen heran: Wer seine Geschichte von anderen schreiben lässt, verwirkt das Recht, sich über Ergebnisse zu beklagen. Denn menschliche Individuen haben die Fähigkeit, ihre Geschichte selbst zu erzählen und damit ihr Wesen zu ändern. Sie haben die Fähigkeit zu einem freien Willen.

Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist es, sich vertieft mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. In meinen Augen gehört diese Auseinandersetzung zur Allgemeinbildung. Kein Schüler sollte eine Schule verlassen ohne tiefgreifende Kenntnis über sein Persönlichkeitsprofil. Dies schon deswegen, weil anderen Personen, Unternehmen und Staaten unsere Persönlichkeitsprofile zunehmend bekannt sind und sie diese in ihr Handeln einbeziehen werden. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit ist insofern vor allem Schutz vor Manipulation. Zudem wächst durch Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche das Verständnis für Verschiedenheit. Wer sich in der Tiefe eingesteht, welch immense Verschiedenheit an Persönlichkeitsausprägungen in der eigenen Psyche zu finden ist, der wird zunehmend tolerant und respektvoll gegenüber der Verschiedenheit an Persönlichkeitsausprägungen in anderen Individuen, vor allem im Umbruch von Lebensphasen. Ich halte es für wichtig, dass sich jedes Individuum freiwillig seine eigenen dunklen Seiten tiefgreifend bewusst macht, um Naivität zu verlieren und damit zu einem ernstzunehmenden, verlässlichen und erwachsenen Teil der Gemeinschaft wird. Kurz: Das Humboldt’sche verlangt das Einnehmen der Rolle des authentischen Verantwortungsträgers. Naivität schützt nicht, sie macht zunehmend angreifbar. Das so erreichte Verständnis für Verschiedenheit ist das Fundament für Freiheitsgewinn innerhalb der eigenen Person, der Familie, des Unternehmens und aller sonstigen Gemeinschaften.

Freiheit bietet Gestaltungsspielraum. In diesen freiheitlichen Gestaltungsspielraum schreibt jeder von uns seine Geschichte. Eine Kontrollfrage ist, ob die Gemeinschaft, der ich angehöre, mir hinreichend Gestaltungsspielraum für das Schreiben meiner eigenen Geschichte lässt oder ob meine Geschichte weitgehend vorgegeben ist und ich daher nie wirklich in den Fahrersitz meines Lebens komme. Der Gestaltungsspielraum kann durch verschiedenste Hemmnisse innerhalb der eigenen Person, der Partnerschaft, der Familie, des Arbeitsumfeldes, der sonstigen Gegebenheiten beschränkt sein. Viele Individuen machen sich die Beschränkungen nicht bewusst und lassen ihre Geschichte erzählen. Sie sind fremdbestimmt. Ich denke, es ist wichtig, sich den Gestaltungsspielraum weitgehend bewusst zu machen und an den Beschränkungen zu arbeiten, um seine eigene Geschichte in Stein zu meißeln. 

So fühlte es sich bei mir lange Zeit an. Meine Geschichte war das Ergebnis von Zufällen, die sich im innerlichen Kampf gesellschaftlicher Konventionen in mir verknotet erzählte. Nach außen wirkt das wenig authentisch. Ist es auch nicht. Ich war fremdbestimmt. Die Geschichte, die ich lebte, war nicht meine, war nicht echt im Sinne meines heutigen Verständnisses von Authentizität. Mir fehlten die Tiefendimension und die Entscheidungsfreiheit. Sich dieser Authentizität der eigenen Person zu nähern, ist ein übergeordnetes Ziel von Individual Audit.

Neben dem Erschließen des gesamten Gestaltungsspielraums ist das strategische Entwerfen der eigenen Geschichte ein wichtiger Schritt, bevor klare Pläne ausagiert und ständig angepasst werden.  Jeder von uns trägt Verantwortung für seine Geschichte. Egal, wie sehr wir uns hinter Traditionen, Kulturen, Religionen oder den großen Worten wichtiger Gelehrter verstecken. Wir sind auf der Welt, um die Rolle des Ich-Erzählers einzunehmen. Vor dieser Wahrheit gibt es kein Verstecken mehr. Dabei können wir uns bei sämtlichen Kulturen, Religionen und Gelehrten bedienen, können Muster übernehmen wie sie andere vor uns lebten. Am Ende aber entscheiden wir selbst und müssen daher unser Verhalten vor uns und anderen verantworten. Jene Verantwortung zu tragen ist sehr schwierig. Bislang hat der Einzelne die meisten Verhaltensmuster übernommen und sie einfach ausagiert. Das ist in Zukunft zunehmend nicht mehr möglich. Jedes Individuum muss sich selbst allen Fragen stellen. Andernfalls bleibt man naiv und läuft Gefahr, manipuliert zu werden. Früher lieferten Kulturen oder Religionen den einen vorgegebenen Handlungsrahmen, den alle oder zumindest eine feste Anzahl an Individuen in einer Gemeinschaft miteinander ausagierten. Innerhalb dieser Gruppe bildete sich ein gemeinschaftlicher Konsens an Handlungsmustern, der entlang zwischenmenschlicher Validierung durchs Leben führte. So bereitete etwa das jeweilige Kirchenjahr mit all den Veranstaltungen einigen Freude, für andere war der enge Rahmen eher ein Zwang, aber die Veranstaltungen vereinten viele Mitglieder der Gemeinschaft, sie waren ein verbindendes Element, die Mitglieder begegneten sich. Mit der zunehmend sichtbaren Welt werden alle Handlungsmuster beleuchtet und stellen sich gegenseitig in Frage. Letztlich konkurrieren sie um Vorherrschaft. Von einer oberflächlicheren Ebene betrachtet, ereignet sich ein Kampf der Kultur-, Religions- und sonstiger Handlungsmusternarrative. Es wird Individuen geben, die diesen Kampf derart führen wollen, dass sie ihre Handlungsmuster, d.h. die sich in ihnen aus welchen Gründen auch immer vereinenden kulturellen und religiösen Einflüsse mit allen Mitteln durchsetzen wollen. Sie identifizieren sich (psychologisch konkreter identifiziert sich ihr inflationiertes Ego) mit bestimmten kulturellen und religiösen Werten und will diese nun dadurch verteidigen, dass sie andere kulturelle, religiöse und sonstige Handlungsmuster abwerten und in die Irrelevanz vertreiben wollen. Sie werden sich nicht damit begnügen, diesen Kampf alleine zu führen, sondern sie werden um Unterstützer werben, Gemeinschaften bilden und „ihren Kampf“ führen. Diese ideologischen Kämpfe haben in den zurückliegenden Jahrhunderten Verheerendes angerichtet und sie haben das Potenzial wiederum Verheerendes anzurichten. 

Die Frage ist, ob es andere Wege für Individuen und Gemeinschaften gibt, die jene Kampfszenarien, die sich wie auch immer äußern, durchschauen und sie zwar zulassen wollen, weil es aus ihren Augen naiv wäre, sie zu ignorieren und zu unterdrücken, aber verhindern wollen, dass sie das Vertrauen und  sonstigen sozialen, kulturellen und religiösen Mehrwert in Gemeinschaften zerstören. Diese Wege würden versuchen, dann Kampf der Handlungsmuster anzunehmen, ihn aber zu stilisieren und damit eine erhabene, noble, dem Wahren, Schönen und Guten gewidmete Kampfkultur zu entwickeln. Diese Kampfkultur enthielte klare Regeln. Für alle Handlungsmuster die gleichen. Sie würde sich mit der Zeit zu einer Art Meta-Kultur erheben. Also ein neues Bündel tolerierter Handlungsmuster, das genug Gestaltungsspielraum (Freiheit) bietet, dass jedes Individuum sich grundsätzlich seine eigenen Handlungsmuster und damit seine eigene Infrastruktur bauen kann. Wenn ein Individuum nun meint, dass ein anderes Individuum oder eine Gemeinschaft ihn im Wachstum beschränkt, müsste es die Möglichkeit geben, den Kampf auszutragen. In Deutschland könnte das Grundgesetz bereits den geeigneten Rahmen für diese Meta-Kultur vorsehen. Es scheint so zu sein, dass jenes in einer Stunde-Null erschaffene Grundgesetz in der Gemeinschaft psychologisch noch nicht nachvollzogen wurde, es scheint ihr voraus zu sein, ist als kulturelle Errungenschaft in den psychischen Tiefendimensionen der Individuen allem Anschein nach noch nicht etabliert.        

Seit Jahrzehnten versuchen wir intensiv, mit mehreren Handlungsrahmen innerhalb der Gemeinschaft umzugehen. Das führt zunehmend zu Konflikten, Spaltungstendenzen und unter anderem zu Parallelgesellschaften, in denen ein Handlungsrahmen streng ausagiert wird. Die Mehrheit der Menschen in unserer westlichen Gemeinschaft zeigte sich aber offen gegenüber neuen Einflüssen und war sich bewusst, dass jeder seinen Platz braucht und auch die anderen Handlungsrahmen gute Seiten haben. Dennoch haben diese Menschen dadurch ihren Handlungsrahmen geöffnet. Sie öffnen ihn weiter und stehen zunehmend ohne kohärenten, in sich geschlossenen, tradierten Rahmen dar. Das ist ihnen noch nicht bewusst. Aber es dämmert vielen. Es ist ein tiefliegendes Gefühl der Unruhe. Das Gefühl deutet auf Veränderungen des Rahmens im Tiefenbewusstsein des Individuums hin. Wenn viele Individuen ihren Handlungsrahmen öffnen und neue Einflüsse integrieren, dann bildet sich in einem natürlichen Verschmelzungsprozess ein neuer Handlungsrahmen heraus, sozusagen der übrig gebliebene Teil des tradierten Handlungsrahmens im Individuum verschmolzen mit den neuen Einflüsse als einzelne Handlungsmuster. Dabei ist es natürlich für die erste Generation solcher neuer Handlungsrahmen sehr schwer, kohärente Handlungsrahmen zu etablieren. Die tradierten Kulturen und Religionen haben über das System ´trial and error´ über Zeiträume von Jahrtausenden und Generationen von Menschen kohärente Handlungsrahmen gemeinsam entwickelt. Alles mit dem Ziel, ein ausgeglichenes Zusammenleben in der Gemeinschaft zu erreichen. Jeder Handlungsrahmen hat dabei sicherlich seine Stärken und Schwächen. Dies schon deswegen, weil er Handlungsmuster für eine große Anzahl von unendlich verschiedenen Individuen anbieten muss. Das ist unendlich schwierig. Der Umstand, dass unsere Vorfahren solche Handlungsrahmen etabliert haben, ist das Fundament für unser heutiges Zusammenleben. Wir sollten daher genauer hinschauen, tradierte Handlungsrahmen nicht aus jugendlichem Innovationswahn komplett verwerfen. Sie tragen viel Weisheit in sich. Jeder einzelne. Wir sollten auf die verbindenden Elemente schauen, das, was allen Handlungsrahmen gemein ist. Das ist die Essenz der Weisheit aller Handlungsrahmen. Die Diskussion darüber steht global-gesamtgesellschaftlich an. Letztlich aber wird vom Individuum gefordert, dass es einen eigenen Handlungsrahmen entwickelt. Jener Zustand, der sich bereits seit Jahrhunderten hinzieht, ist psychologisch nicht ungefährlich. Sowohl für das Individuum als auch für die Gemeinschaft(en). 

Mit jedem Schritt des Öffnens der tradierten Handlungsmuster aus Religion und Kultur schwimmen die Individuen zunehmend aufs offene Meer - sozusagen dem Nihilismus entgegen. Dort erwartet sie ein psychologischer Zustand, in dem sie bemerken, dass die Gemeinschaften die Antworten nicht mehr in ihrer Tradition, Religion oder Kultur suchen und finden, sie realisieren, dass diese nicht mehr anwendbar, in der Gemeinschaft nicht mehr in ihrem Übereinstimmungsgrad lebendig sind. Um mit Freude und Erkundungsdrang zu leben und zu wachsen, muss das Individuum sich nun den Fragen selbst stellen, sich aus den tradierten Spielregeln emanzipieren und aus seinem „psychischen Kokon“ schlüpfen. Das geschlüpfte Geschöpf kann dabei auf Antworten in der eigenen Tradition, Religion und Kultur zurückgreifen, aber wer ehrlich ist, der erkennt, dass die wenigsten Menschen in den heutigen westlichen Gesellschaften sich der Traditionen, Religionen und Kulturen noch bewusst sind. Sie werden eher pro forma, nach außen hin gelebt. Aber kaum einer lebt sie noch mit tiefer Inbrunst und Herzblut. Wir werden zeitnah eine Renaissance und eine tiefgreifende Überprüfung sowie Anpassung der eigenen Tradition, Religion und Kultur erleben. Denn hier finden sich hilfreiche Antworten auf unsere Fragen. Von diesen Antworten aus, werden die Individuen weiter denken, sie werden die althergebrachten Gedanken individuell innovativ interpretieren. Mit der Zeit werden sich neue Gemeinsamkeiten zeigen, so etwa Grundstrukturen, die allen Religionen gemeinsam sind, und diese Gemeinsamkeiten, d.h. von Individuen geteilte Überzeugungen über die Funktionsweise des Menschen im Universum, werden dann das Fundament für die Renaissance alter Traditionen, Kulturen und auch der Religionen sein. Welche Struktur sich letztlich nach undurchsichtigem Chaos der individuellen Strukturen festsetzt, hängt von den Individuen und dem Verlauf der psychischen Anpassungsprozesse ab.

Das Zurückgreifen auf die Antworten der Traditionen, Religionen und Kulturen wird nicht einfach. Hierfür reicht es nicht aus, mal eben die Bibel oder den Koran zu nehmen, da stehen keine konkreten Antworten auf konkrete Fragen drin, sondern psychologisch wichtige, aber abstrakte Geschichten, die Menschen früher einmal erlebt haben. Um die Antworten für den Bau der eigenen Infrastruktur fruchtbar zu machen, muss das Individuum die strukturelle Essenz der Geschichten auf einer höheren Abstraktionsebene erfassen, diese mit seinem Persönlichkeitsprofil und den vorhandenen eigenen Handlungsmustern abgleichen, und, sofern strukturelle Webfehler erkannt werden, die eigenen Handlungsmuster innovativ interpretieren und anpassen. Dafür benötigt wird Abstraktionsfähigkeit. 

Für den Einzelnen ist dieser Zustand deswegen gefährlich, weil das Verantwortungsgefühl für sich selbst, schwer zu ertragen ist. Kein Gott, auf den man es projizieren kann, keine Beichte etc. Es wird in diesem Jahrhundert viele chaotische Anpassungsphasen in der Psyche einzelner Individuen geben. Das Verantwortungsgefühl für die eigene Existenz, das eigene Wesen, letztlich für sein Selbst, ist deswegen so schwer zu ertragen, weil es das zweite Zentrum in der eigenen Psyche beleuchtet. Dieses zweite Zentrum ist das Selbst, die große Persönlichkeit, die große Mutter, der Ursprung der eigenen Existenz. Es ist die psychische Nabelschnur zum großen Ganzen, zum Universum, in dem das Individuum wie in einem psychischen Uterus der großen Mutter existiert. Über diese Nabelschnur wird dem Individuum über hochkomplexe Vorgänge in Physis und Psyche ein dynamischer Bauplan der eigenen Existenz versucht zu verdeutlichen. Dynamisch heißt, dass sich der Bauplan ändern kann. Das eigene Wesen nach diesem dynamischen Bauplan auszuleben, könnte der Sinn der individuellen menschlichen Existenz in der Dimension der Ewigkeit sein. Um aber überhaupt Signale auf dieser Tiefenebene zu empfangen, muss das Ego sich die Existenz des zweiten Zentrums in sich bewusst machen. Es muss am eigenen Leib, leibhaftig, erfahren, dass es in sich nicht alleine ist. Und dass es unfähig ist, das zweite Zentrum, die große Mutter, das eigene individuelle Selbst, gänzlich psychisch zu erfassen. Die Fähigkeiten des Egos sind zu limitiert. Es ist das kleinere Zentrum der Persönlichkeit. Eine Art Linse über dem Auge der eigenen Existenz. Diese Linse hat begrenzte Möglichkeiten, um die Aufmerksamkeit des Individuums im Detail zu steuern. Die große Mutter hingegen, das Selbst, hat eine ganz andere Urkraft, um die Aufmerksamkeit des Individuums zu steuern. Das weiß jeder, der schon mal in einer wirklich bedrohlichen Situation war. Dann übernimmt irgendeine andere Kraft die Kontrolle über das Individuum. Das Ego hat dabei wenig zu entscheiden. Es muss gehorchen und stellt seine Fähigkeiten bereitwillig der Urkraft zur Verfügung. Diese Urkraft steuert das Individuum dann im Idealfall direkt aus der Gefahrensituation heraus. Das Ego wäre dazu nicht in der Lage, die Fähigkeiten reichen einfach nicht. Die große Mutter kennt Türen und Fluchtwege, die das Ego nicht einmal erahnt und sendet es in eine Richtung, die für das Ego vollkommen abstrus erscheinen mag. Bis dem Ego der Fluchtweg bewusst wird, in dem der Weg das Individuum aus der Gefahrensituation führte. Manche Egos in den Individuen sagen dann, dass sie es waren, die den Fluchtweg fanden. Nein. Es war die große Mutter. 

Die folgenden Zeilen sind für unerfahrene Egos nicht ungefährlich:

Diese Egos identifizieren sich mit der großen Mutter, sie sind verliebt in sie und in sich. Psychischer Ödipuskomplex. Sie denken, sie sind der Nabel der Welt. Psychoanalytiker nennen das Narzissmus. Ich persönlich finde es (nicht) amüsant, solche Egos zu beobachten, weil sie die Strukturprinzipien nicht verstehen. Meist sagen diese Egos, und spätestens dann muss ich an mich halten, sie glauben nicht an Gott. Dabei leiten sie alle Signale der großen Mutter unkritisch weiter, als wären es Befehle, d.h. sie setzen alle Befehle der großen Mutter unkritisch um, sagen aber, sie glauben nicht. Ja gut, das kann natürlich jeder. Ich setze alle Aufträge meines Chefs um und sage mir, ich habe keinen Chef. Mhh, genau. So kann das Ego existieren und kann „Gott“ leugnen. Tatsächlich aber gesteht sich das Ego dabei keine eigene abgrenzbare Existenz zu, vor allem keinen eigenen Entscheidungsspielraum. Psychoanalytisch betrachtet, sagt es im Selbstgespräch zu sich: „Ich tue alles, was Mama sagt.“ Diese Egos sind sozusagen „psychische Muttersöhnchen/töchterchen“. Sie denken, sie wären der Ursprung, das eine große Zentrum, es wären ihre Gedanken, sie hätten die unsichtbaren Türen und Fluchtwege gefunden. Nein. Diese Egos denken, sie wären in sich alleine, sie wären große Mutter UND Ego. Nein. Diese Egos fragen nicht nach dem Ursprung, leugnen das zweite Zentrum, den psychischen Ursprung, die große Mutter. Sie identifizieren sich mit ihrem inneren Gottesbild und agieren vorgefertigte Erklärungsmuster aus ohne die psychologische Reise zu sich im Ursprung anzutreten. Sie denken: Ego sum ego. Also: ich bin (nur) Ego. Oder: Cogito, ergo sum (ego). Ich denke, also bin ich (Ego). Nein!

Dieser Blickwinkel auf unsere individuelle menschliche Struktur ist für die Möglichkeiten des sich erst entfaltenden 21. Jahrhunderts zu limitert. Er fesselt uns an den Marterpfahl der Rationalität. Wir wanken derzeit unausgewogen und scheinen den Sinn für unser Bedürfnis nach Transzendentem zu verlieren. Und damit den Sinn für unbeschreibliche Schönheit. Doch dieser Sinn für Übersinnliches, für etwas, dass die menschliche Existenz in ihrer jeweiligen Entwicklungsstufe abschließend nicht erfassen kann, diesen Sinn verlieren wir aus den Augen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Bereits vor Descartes verloren wir den Sinn der Sinne aus dem Spektrum der Sinneswahrnehmung, aus unserer Aufmerksamkeit. Es ist an der Zeit, den Blickwinkel wieder zu weiten. Man gebe mir den Weitwinkel. Es bedarf einer Renaissance, einer Wiedergeburt, einer Befreiung und Entfesselung, um den vollen Resonanzkörper der menschlichen Existenz mit den neuen, durch all die Jahre starker rationaler Fokussierung erkundeten und nicht zuletzt deswegen als bahnbrechend empfundenen Möglichkeiten und Instrumenten des Erkenntnisgewinns zu beleuchten. Wir sind dankbar für den Erkenntnisgewinn durch den starken Fokus. Wie das menschliche Individuum durchläuft auch die menschliche Existenz als Ganzes Entwicklungsstufen, die in der Metapher einer Wellenbewegung nachvollzogen werden können. Jedenfalls für den, der seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Wird der Fokus lange auf konkrete Detailebenen gelegt, werden auf jenen Ebenen über die Aufmerksamkeit der menschlichen Existenz Erkenntnisse angehäuft. Wird der Fokus konzentriert und ausschließlich auf Detailebenen gerichtet, beispielsweise weil es dieser Fokussierung bedarf, um komplexe Erkenntnisse anzuhäufen, die für die nächste Entwicklungsstufe erforderlich sind, kann die limitierte Aufmerksamkeit, und das passiert nun systematisch, nicht zugleich in derselben Intensität auf die höheren Abstraktionsebenen gerichtet werden. Dadurch verliert das Individuum, aber auch die menschliche Existenz als Ganzes, diese höheren Abstraktionsebene aus den Sinnen und verknüpft die auf den konkreten Detailebenen erlangten Erkenntnisse nicht mehr mit den Strukturen auf den höheren Abstrationsebenen. Das führt zunehmend dazu, dass Detailerkenntnisse und neue Strukturen genutzt werden, ohne Einbindung in einen größeren Rahmen auf den höheren Abstraktionsebenen. Die menschliche Existenz verliert in diesem Entwicklungsstadium die Deutungshoheit über eigene individuelle und kollektive Narrative. Die Frage ist, an wen? An die große Mutter. Sie lebt vor allem dort, wo der Mensch nicht hinschaut.

So wurden etwa die Aktivitäten der großen Tech-Unternehmen Ende des 20. Jahrhunderts über alle Ländergrenzen hinweg möglich. Es gab neue strukturell bahnbrechende Erkenntnisse – das Internet. Sie wurden ohne Einbindung in einen größeren Rahmen genutzt, im Guten wie im weniger Guten. Meist wird dann versucht, die neuen Strukturen in den alten vernachlässigten Rahmen zu pressen. Doch der passt nicht mehr. Dann passiert ein gewisser struktureller Machtkampf zwischen dem alten größeren Rahmen und den neuen Erkenntnissen, in dessen Verlauf dann der größere Rahmen auf die neuen Strukturmuster angepasst, feinjustiert und im Zweifel ganz neu konzeptualisiert wird.        

Derselbe Vorgang ereignet sich auch im menschlichen Individuum. Da er alle Abstraktionsebenen mit einschließt, ist es wahrscheinlich, dass es sich hierbei um ein tiefgreifendes Strukturprinzip der menschlichen Existenz, vielleicht aller Existenzen, handelt. Das Strukturprinzip behandelt die Frage, wie sich Wachstum ereignet und was wir damit verbinden. Zunächst bleibt festzuhalten, dass menschliche Individuen wie auch andere Existenzen Sinne haben, mit denen sie Signale wahrnehmen können und über die Sinneswahrnehmungen Erkenntnisse anhäufen. Das menschliche Bewusstsein kann die eigenen Sinne und Sinneswahrnehmungen als Teil der eigenen Aufmerksamkeit und den Vorgang der Informationsgewinnung in begrenztem Umfang bewusst steuern. Auch das Selbst bzw. die große Mutter versucht die Sinne aus dem Unbewussten zu steuern. Die Aufmerksamkeit kann auf Detailebenen konzentriert sein oder auf höhere Abstraktionsebenen. Manche Individuen wollen oder können ihre Aufmerksamkeit nicht längere Zeit auf bestimmte Detail- und/oder Abstraktionsebenen richten. Es macht ihren gesamten individuellen Organismus weniger lebendig, wenn sie es dennoch tun. Es macht ihn dann weniger authentisch und deswegen für mich weniger gesund. Das gesunde menschliche Individuum sollte den eigenen physischen und vor allem psychischen Resonanzkörper erkundet haben, um ihn zu verkörpern und die Gemeinschaften, denen es angehört, als authentische Verantwortungsträger zu bereichern. Schenkt das jeweilige Individuum seine Aufmerksamkeit im Widerspruch zu den aus dem Unbewussten aufsteigenden Impulsen des eigenen Selbst, zieht sich der menschliche Resonanzkörper physisch wie psychisch zunehmend zurück, er schrumpft statt mit der natürlichen Wellenbewegung zu wachsen. Er degeneriert. Aber nicht im Rahmen der natürlichen Wellenbewegungen wie jedes Individuum einmal degeneriert, sondern degeneriert, obwohl er generieren, also wachsen könnte. Er schöpft sein Potenzial nicht aus. Das Nichtausschöpfen des Potenzials wäre grundsätzlich nicht pathologisch, wenn es mit dem Selbst und dem Unbewussten abgestimmt, wenn es zum individuellen Bauplan gehörte. Erst durch die Identifikation des Ego mit dem Selbst und dem damit einhergehenden Verlust des Sinnes für Transzendentes, verliert das Individuum den Zugang zu den Wachstumsimpulsen, die das Selbst generiert und damit die Verbindung hält, zu den natürlichen Wellenbewegung der menschlichen Existenz als Ganzes und aller sonstigen Existenzen. Das Selbst hält die Verbindung zur Totalität. Es ist wie die Totalität strukturiert. Es ist aufgebaut aus Gegensatzpaaren. Es konkretisiert sich anfangs als ein Teil des Gegensatzpaares im Individuum. Das Individuum hat dann die Chance auch den anderen Teil in sich zu finden und auf diese Weise über den Conjunctio-Dynamo den Gegensatzpaar-Mechanismus zu verstehen und genau darin die Verbindung zur Totalität zu erkennen und zu verkörpern, denn ab diesem Zeitpunkt kann es mit dem Selbst kommunizieren, es spricht dann seine Sprache aus Gegensatzpaaren. Beide fangen an, miteinander zu spielen. Im Individuum.

Das nun anzustrebende Ideal des menschlichen Individuums denkt nicht nur: Ich bin Ego oder ich denke, also bin ich (Ego). Sondern es denkt: Ich bin Ego und Selbst. Ich denke im Rahmen meines bewussten Egos und halte die Verbindung zum Selbst. Ich will wachsen, empfange Signale des Selbst als abstrakte Wachstumsimpulse und humanisiere sie über mein feinjustierendes Bewusstsein (Ego). Kein Signal des Selbst darf verschenkt werden, sondern im Rahmen meiner individuellen Infrastruktur will ich es nutzen, auf diese Weise kohärente Authentizität verkörpern und auf diesem Wege wahre, schöne und gute Realität erzeugen.

Ein wichtiger Wirkmechanismus ist an dieser Stelle zu dokumentieren: Wenn nun Impulse von außen auf emotionaler Ebene auf die inflationierten, sich mit dem Selbst identifizierenden Egos einwirken, die sie sich durch ihr Denken nicht erklären können, projizieren sie den Ursprung der Impulse oder Signale, die sie auf der emotionalen Ebene empfangen, nach außen, also auf den Bereich außerhalb ihrer menschlichen Existenz. Dass der Ursprung der Emotionen in ihnen, in ihrer individuellen menschlichen Existenz, konkret in ihrem Selbst, liegt, kommt für sie nicht Betracht, da sie in sich nur ein großes Zentrum akzeptieren. Sich. Sie leugnen die abgrenzbare Existenz des Selbst, der großen Mutter bzw. des inneren Gottesbildes in sich und projizieren den Ursprung der Signale nach außen. Diese Egos schauen mit den limitierten Fähigkeiten ihres Bewusstseins auf den etwaigen Ursprung der Signale und identifizieren bestimmte Personen oder bestimmte Ideen als groben Ursprung. Sie spüren zwar, dass diese Personen oder Ideen nicht wirklich der Ursprung sind, aber sie dringen in der Suche nach dem Ursprung nicht weiter vor, weil sie von vorne herein die Möglichkeit ausschließen, dass dieser Ursprung in ihnen liegt. Sie verkennen damit ein weiteres, sehr wichtiges Strukturprinzip, das nämlich diese Personen oder Ideen ihr Selbst spiegeln. Das Selbst reagiert direkt auf diese Personen und Ideen, es erzeugt massive Emotionen, setzt massiv aufgestaute Energie frei. Das Ego müsste diese Signale des Selbst idealerweise als solche identifizieren über das feinjustierende Bewusstsein humanisieren. Doch dieser wichtige Schritt unterbleibt, die Egos identifizieren sich nun mit den Personen und Ideen und folgen blind, agieren die Befehle der Personen und Ideen ohne Humanisierung aus. Sie nehmen die erstbesten Erklärungen für die Signale des Selbst, da sie ungeübt sind in der Deutung der Signale und Feinjustierung, und fragen ihr, das eigene Selbst leugnende Ego, dann unbewusst in Bezug auf die Quellen der Signale nur eine Frage: Deus est? Ist es Gott?

Wird diese Frage bejaht, wird dieser Person oder Idee nachgeifert. Sie wird für das Ego bestimmend. Die Quelle (Person oder Idee) wird sozusagen der Gott des jeweiligen Egos. Das Ego identifiziert sich. Es denkt, es wäre autonom, also eine abgrenzbare Existenz. Das natürliche Gegensatzpaar, so etwa „gut und böse“, wird nicht durch das Individuum selbst und schon gar nicht durch das Ego bewusst getragen und ausgehalten, sondern Individuen mit solchen Egos projizieren das Gegensatzpaar nach außen. D.h., die außen liegende Quelle (Person oder Idee) wird für sie Gott (gut) und alles, was die Quelle angreift oder entgegensteht, wird psychisch als Teufel (böse) bewertet. Der ganze Organismus dieser Individuen funktioniert dann nach diesen, auf äußere Quellen projizierten Gegensätze. Egal, was die „dunkle Teufelseite“ tut, es ist und bleibt „teuflisch“. Die Egos setzen förmlich ihre ganze Energie ein, um Argumente zu finden, die Taten der „dunklen Teufelseite“ als teuflisch bewerten zu können. Damit schauen sie im Ergebnis nur auf die negativen Wirkungen und werten diese negativen Wirkungen der „dunklen Teufelseite“ als dominant und inakzeptabel. Die Egos beleuchten über ihre Aufmerksamkeit die negativen Wirkungen der „dunklen Teufelseite“. Die positiven Wirkungen der „dunklen Teufelseite“ liegen im sogenannten Schatten der Aufmerksamkeit der Egos. Hier wird nicht hingeschaut, Aufmerksamkeit entzogen, geleugnet und verdrängt. Alles nur, weil die positiven Wirkungen der Teufelseite nicht in das physiologisch verankerte Schema, das diese Egos mit steuert, aus dem nach außen projizierten Gegensatzpaar passen. Ihr Scheinwerfer-Bewusstsein ist verknotet. Genau entgegengesetzt verfahren diese Egos mit der „hellen Gottesseite“. Deren positive Wirkungen werden beleuchtet, mit aller Kraft idealisiert und alle Aufmerksamkeit hierauf gerichtet, so dass in diesem Lichtkegel Informationen angehäuft werden. Die negativen Wirkungen der Gottesseite liegen im Schatten der Aufmerksamkeit, werden geleugnet und verdrängt. Auf diese Weise wird das Ego durch das nach außen projizierte Gegensatzpaar gesteuert. Und damit manipuliert. Um die Manipulation zu beenden, muss das Ego das Gegensatzpaar wieder in sich finden, in einen gesunden Ausgleich bringen und es aushalten. Das ist eine schwierige Aufgabe, eine konstante Lebensaufgabe. Auf diese Weise wird die Steuerung des gesamten Individuums durch das nach außen projizierte Gegensatzpaar beendet. Das Individuum befreit sich aus seinem fremdbestimmten Sklaventum, beendet die Fremdherrschaft und erstarkt im Idealfall als selbstbestimmtes Wesen. Das Wesen jenes selbstbestimmten Individuums besteht aus mehreren untrennbar verbundenen Bestandteilen. Als existenzielle Bestandteile des menschlichen Individuums sind der Körper als physisches Element, das Ego als wahrnehmbares, aber unsichtbares psychisches Element (Geist) und Träger des Bewusstseins sowie das Selbst als variable Unbekannte (Seele). Das Selbst muss wandelbare, anpassungsfähige, variable Unbekannte bleiben. Es hält die Verbindung zur Totalität, dem großen umgebenden Spiel aller Existenzen im Universum, und trägt das für jede Situation erforderliche Wachstumspotenzial in sich. Um diese Verbindung zu halten, muss es selbst in sich total sein, das heißt alle potentiellen Existenz-Varianten in sich tragen. Und da die Grundstruktur der Totalität aus Gegensatzpaaren aufgebaut ist, muss auch das Selbst zwingend aus dieser Grundstruktur aufgebaut sein. Sonst könnte es die Verbindung nicht halten, vor allem nicht dauerhaft. Mit dieser Grundstruktur aus Gegensatzpaaren konfrontiert das Selbst das Ego und den Körper des Individuums und ist somit Initiator, Moderator, Impulsgeber, Richter und Henker für das Ego und den Körper zugleich. Das Selbst konkretisiert sich in Ego und Körper. Es kann ohne sie nicht leben, jedenfalls nicht als das, was derzeit menschliche Existenz genannt wird. Das Selbst verbleibt hingegen immer auf einer abstrakteren Ebene, es kann sich nicht aus sich, durch sich, mit sich, in sich konkretisieren, da es sonst ein Wesensmerkmal, das Tragen von Gegensatzpaaren, verlieren würde und damit die Verbindung zur Totalität. Ob dieser Fall eintreffen kann, also die Konkretisierung des Selbst aus sich heraus bei gleichzeitigem Verlust der abstrakten Verbindung zur Totalität ohne Ego und Körper, ist bislang unklar, in jedem Fall wäre das keine menschliche Existenz im heutigen Sinne. Aus derzeitiger Perspektive wäre das höchstproblematisch und gefährlich. Das Strukturprinzip scheint ein anderes zu sein. Das Selbst hält die Verbindung zur Totalität und stellt konstant Wachstumstreiber für das jeweilige Entwicklungsstadium der menschlichen Existenz bereit. Ego und Körper als abgrenzbare Instanzen der Konkretisierung im menschlichen Individuum entwickeln sich im Zusammenspiel mit sich und dem Selbst als Verbindung zur Totalität. Im Rahmen jener strukturellen Konzeption der menschlichen Existenz wäre das aus Gegensatzpaaren bestehende Selbst der Moderator der Leib-Seele-Problematik und hielte Lösungen zu konkreten Problemen des individuellen Organismus bereit. Um diese Lösungen im Rahmen von Ego und Körper umzusetzen, bedarf es einer Kommunikation zwischen diesen drei existenziellen Bestandteilen. Ego und Körper müssen die Existenz des Selbst als größere Kraft, die Strukturprinzipien auf einer abstrakteren Ebene lesen kann, in sich wohlwollend akzeptieren und in einen gegen- wie dreiseitigen Austausch treten. Diese Kommunikationswege zu erschließen und damit den Informationsaustausch zu ermöglichen, wäre dann die Aufgabe und Verantwortung der übergeordneten Struktur, der menschlichen Existenz, letztlich des Individuums. Wenn dem Individuum das gelingt, dann wird die übergeordnete Struktur, die jeweilige menschliche Existenz, zum Träger von Gegensatzpaaren und damit zum Träger der Struktur, aus der die Totalität selbst aufgebaut ist. Das scheint das Wesen der menschlichen Existenz zu sein. Da muss der Mensch wohl hin. Das scheint der neue Mythos zu sein. 

Mit diesem psychologischen Wirkmechanismus navigieren strategische Berater in Politik, Wirtschaft etc. seit Ewigkeiten. Die inflationierten Egos suchen im Grunde nach einer höheren Macht, deren Anweisungen sie folgen können. Da sie die höhere Macht in sich leugnen, verdrängen und sich innerlich an sie ketten, ohne sich abzugrenzen, suchen sie die höhere Macht, zur Veranschaulichung als Gott bezeichnet, nun außerhalb ihrer Person. Die höhere Macht ist die psychische Verbindung zur Totalität, zu der sie umgebenden sich wandelnden Welt, die sie, die Egos, bestimmt nicht selbst erschaffen und schon gar nicht nach freiem Belieben beeinflussen können. Auch wenn manche von ihnen den Hochmut besitzen, zu denken, dass sie es könnten. Nein.    

Wird die Frage (deus est?) verneint, wird diese Person oder Idee herabgewürdigt und aussortiert. 

Die Egos fragen sich mit dieser einen Frage durch ihr komplettes Leben. Sie suchen. Sie suchen den Sinn ihrer Existenz in der Dimension der Ewigkeit. Weil sie die Möglichkeit, dass dieser Sinn in ihnen ist, vor vorne herein ausschließen, suchen sie ihn außerhalb ihrer physisch-psychischen Existenz. Sie suchen ihn außen, obwohl er innen ist. Auf diese Weise suchen derzeit viele Egos der westlichen Welt ihr zweites Zentrum der Psyche, sie suchen es außerhalb ihrer individuellen Existenz, dabei ist die große Mutter in ihnen. Das, was sie suchen, ist in ihnen. Die große Mutter und Gott sind in uns.    

Diese Egos sind die idealen Opfer für denjenigen Akteur, der diesen Wirkmechanismus versteht und zur Durchsetzung seiner Interessen instrumentalisiert. Dieser Spieler muss nur Signale auf der emotionalen Ebene senden und deuten können. Er müsste sich dort gut auskennen. Dann probiert er ein bisschen, trial and error, bei welchem Verhalten möglichst viele Individuen die eine Frage (Deus est?) mit ja beantworten. Irgendwann, wenn seine Strategie aufgeht, macht es „klick“ und er hat einen Weg gefunden, wie er die Projektionen auf sich zieht. Dann setzt er dort Feinbilder, vergibt Aufträge, setzt konkrete Verhaltensmuster etc. Konkret: Er schreibt als Gott die Identität dieser Egos.   

Dabei wird offensichtlich, das, was wir Gott nennen, den metaphysischen Gott der Theologen, ist ein psychisches Phänomen, es ist unsere Interpretation der große Mutter, es ist unser Selbst, das von uns in der Außenwelt in den Himmel projiziert wird. Tatsächlich aber ist es in uns. Gott ist sozusagen im Individuum. Ziel der Projektion ist die Akzeptanz, dass es eine größere Kraft gibt. Eine Kraft, die größer ist als „ich“. So denkt das Ego. Und projiziert diese Kraft in den Himmel, nennt sie Natur oder Universum. Nochmal: diese Kraft ist in uns. Im Individuum. Es ist das zweite Zentrum der Persönlichkeit. Sie ist Teil der individuellen menschlichen Existenz. Nukleus der Menschenwürde.

Manche nennen die individuellen Such-Phasen pathologisierend Sinnkrisen. Ich verstehe sie als nachvollziehbare und für mich ganz organische Umbruch- und Wachstumsphasen im Individuum. Natürlich sind sie gefährlich und können tödlich enden, wenn Individuen, die von den starken Kräften in sich überfordert sind, so etwa Männer, die „übermannt“ werden, die realisieren, dass sie ihren „Mythos“ verloren haben oder nie einen eigenen hatten, die ihr Leben fremdbestimmt verbrachten, d.h. nicht durch ihr eigenes Selbst bestimmt, die das Verantwortungsgefühl in der Tiefendimension nicht einordnen können und nicht die Fähigkeit haben, Antworten aus existierenden kohärenten Handlungsrahmen zu extrahieren und innovativ auf eine Weise zu interpretieren, die sie ihren individuellen „Mythos“, zu verstehen als Handlungsrahmen oder metaphorisch als „psychisches Betriebssystem“, halbwegs kohärent zusammensetzten lässt. Die Inkohärenzen sind es, die uns in die Anpassungsphasen treiben. Es scheint eine Kraft in uns Menschen zu geben, die uns dazu drängt, einen kohärenten Handlungsrahmen aufzubauen. To survive. Evolution?

Aus meiner Laienperspektive erkläre ich mir diese Kraft so, dass wir als Homo Cooperativus am besten langfristig coexistieren und wachsen können, wenn wir uns in einem von Vertrauen geprägten Umfeld wiederfinden. Vertrauen bedeutet, mit einem bestimmten Verhalten anderer rechnen zu können. Wirkliches Vertrauen bildet sich, wenn sich Individuen den anderen mit dem Teil offenbaren, der potentiell ausagiert werden kann. Und das wird wohl all jenes Verhalten sein, das authentisch im Individuum gefunden werden kann. Gerade die Schattenseiten, also die dunklen, grausamen und auf den ersten Blick verachtenswerten Seiten in uns werden gerne verdrängt und geleugnet, werden dann aber in Extremsituationen plötzlich und unkontrolliert ausagiert. Sozusagen das Tier in uns. Jeder kennt es, die Wut, die Angst, die negative Energie, die aufsteigt, die Aggression, den Konflikt jetzt sofort mit unfairen Mitteln hinten rum zu lösen und anderen so richtig „eins auszuwischen“. Wer diese Zustände mit Abstand reflektiert, sich ehrlich und mit tiefgreifendem Nachdruck fragt, was ist da in mir passiert, der trifft auf „Spiegel“, die projizieren den Auslöser des eigenen Verhaltens zunächst auf andere. „Ich habe das nur gemacht, weil…“ Ja, genau. Die Spiegel geben recht einfache Erklärungen. Wer diesen Erklärungsmustern folgt, der leugnet und verdrängt die ausagierte dunkle Seite in sich, sie wird abgespalten und gehört dann nicht zur eigenen Persönlichkeit. Das Individuum identifiziert sich mit dem „Guten“, „ich bin gut, der andere ist böse“. Das interessante daran ist, dass „der andere“ genau dasselbe macht und sich so in der Außenwelt die aufgestaute negative Energie erstmal löst und das Problem tatsächlich gelöst scheint. Es ist aber nur verlagert, in die Innenwelt der Individuuen, dort lebt das Problem ungelöst, geleugnet und verdrängt fort, entwickelt ein Eigenleben als abgespaltener Teil der Persönlichkeit. Es kann jederzeit aus der Innenwelt der Individuen in der Außenwelt lebendig werden, sich unkontrolliert seinen Platz suchen. Brodelnde Quelle von Rache.  

Nehmen wir veranschaulichend das Phänomen der „Hass-Liebe“. Jeder kennt die Situation, wenn zwei Individuen eine bestimmte Beziehung zueinander haben, sie ziehen sich auf der einen Seite an, es findet ein wirklich positiver Energieaustausch statt, viele positive Emotionen sind da, beide freuen sich tiefgreifend. Aber dann zeigt sich eine andere Seite, es passiert etwas, es steigen verdrängte Probleme auf, meist bei bestimmten Themen. Plötzlich bekriegen sich die beiden bis aufs Blut. Dieses Umschlagen im Emotionshaushalt ist Ausfluss eines ungelösten Interessenkonfliktes, der aus dem geleugneten und verdrängten Teil beider Persönlichkeit aufsteigt, die Individuen meist unkontrolliert einnimmt und sich binnen Sekunden in der Außenwelt manifestieren kann. Wer solche Situationen miterlebt hat oder sich als eines der Individuen kennt und ihnen vorbeugen möchte, der darf den einfachen Erklärungen der Spiegel nicht folgen, der darf nicht auf den anderen projizieren und damit seinen Anteil am Interessenkonflikt verdrängen, sondern muss den psychischen Wirkmechanismus der Spiegel verstehen und infolge dessen diesen Wirkmechanismus als zu sich gehörend akzeptieren. „Wenn dieses Individuum jenes Thema bzw. diesen Knopf drückt, dann gerate ich in diesen Zustand und reagiere so.“ Durch das Bewusstmachen, Durchdenken und Erfühlen der Konfliktsituation aus verschiedenen Perspektiven wird der Kern des Konfliktes beleuchtet und das Individuum bemerkt nach und nach, dass es in der Lage ist, den Konflikt in seiner Innenwelt zu lösen, jedenfalls seinen Anteil. Es hat in sich die Oberhand über den Interessenkonflikt gewonnen. Wenn sich der Konflikt nun in der Außenwelt andeutet, erkennt es mit der Zeit den Wirkmechanismus und schafft es, seinen Emotionshaushalt zu kontrollieren, Verhalten anzupassen und im Idealfall nicht darauf einzugehen. Wenn beide Individuen dies tun, wird der Konflikt tatsächlich gelöst, zumindest minimiert. 

Im Ergebnis hat jedes Individuum damit theoretisch die Möglichkeit, jeden Interessenkonflikt, an dem es beteiligt ist, in sich zu lösen. Das tiefgreifende Bewusstmachen dieser Möglichkeit hat eine immense Bedeutung. Game changer. Wer nun einen strengen Maßstab an das Individuum anlegt, der könnte sagen, dass aus dieser Möglichkeit auch die Verantwortung des Individuums erwächst, in den Gemeinschaften, denen es angehört, dafür zu sorgen, dass sämtliche Interessenkonflikte, die ständig im gesamten Umfeld stattfinden und einer Lösung bedürfen, tatsächlich gelöst und nicht verdrängt werden. In einem ersten Schritt wäre es wichtig, die Interessenkonflikte zu lösen und nicht leugnen zu wollen, um das plötzliche Umschlagen der Emotionslage und das unkontrollierte Bekriegen in Gemeinschaften zu verhindern. Warum? Weil das plötzliche Umschlagen für keinen der Beteiligten langfristig einen gesunden positiven „return an investment“ im Sinne des Emotionshaushaltes hat. In der Regel sind alle Beteiligten nach dem Konflikt in der Außenwelt verärgert, gekränkt und schwach. Vergeudete Energie. Aus diesem Blickwinkel ist jedes Individuum für alle Interessenkonflikte, an denen es beteiligt ist, auch (mit)verantwortlich. 

Erst in einem zweiten Schritt wäre danach zu fragen, welche Interessen wie durchgesetzt werden sollen und wie mit Interessenkonflikten umgegangen werden soll. Wer diesen zweiten Schritt als Prozess tiefgreifend durchdenkt, dem wird schleichend bewusst, dass dies der Weg ist, auf dem sich das Individuum seine eigene Infrastruktur der Interessendurchsetzung maßschneidern kann. Eine solche individuelle Infrastruktur zu entwickeln, könnte der Anspruch des 21. Jahrhunderts an das Individuum sein. 

Die Gefahr für die Gemeinschaften(en) liegt auf der Hand. Individuen im Zustand der Überforderung reagieren unkontrolliert und impulsiv. Sie spielen nicht mehr nach gemeinschaftlichen Regeln. Wenn sie aus ihrer Naivität erwachen und das Gefühl der Überforderung sich ausbreitet, schwimmen sie auf offener See. Dort herrschen andere Regeln. Auf einmal kommt alles in ihnen zum Vorschein, auch die dunklen Seiten und sie wollen ausagiert werden. Sie sind dominant, haben immense Energie in sich, weil sie lange unterdrückt wurden. Diese Unterdrückung führt letztlich zu aufgestauter Energie.    

In meinen Augen stehen derzeit nahezu alle Kulturen und Religionen auf dem Prüfstand und werden sich anpassen müssen. Von einer abstrakteren Ebene aus betrachtet, ist offensichtlich, dass sich die verschiedenen kohärenten Handlungsmuster auf der Meta-Ebene zu einem großen Handlungsmuster der Menschen verschmelzen. Dabei kann es Zwischenschritte geben, beispielsweise zwei größere, die sich bis ins Mark Infragestellen, mit sämtlichen bekannten Instrumenten der Auseinandersetzung. 

Leider kann uns der Nihilismus alleine dabei nicht helfen, also das Auflösen der eigenen Strukturen, denn wir setzen durch unser tatsächliches Handeln neue Strukturen und die stellen wiederum die anderen Handlungsmuster (Traditionen, Kulturen, Religionen etc.) der anderen infrage. Ein Weg kann sein, dass jeder Einzelne aus allen existierenden Möglichkeiten seine eigene Infrastruktur baut und diese auch verantwortet. Hierfür benötigt das Individuum zunächst Freiheit. Hat es seine eigene Infrastruktur gebaut, nimmt es seine Freiheit tatsächlich sehr wenig in Anspruch, so dass durch das Bauen der eigenen Infrastruktur die Individuen nach und nach die Gemeinschaft in einen sehr energieeffizienten Zustand der Interessenkonfliktlösung führen. Nach der Idee ist die Freiheit für alle der Weg in diesen Zustand innerhalb einer Gemeinschaft. Um das Ideal abstrakt zu formulieren: Wenn alle oder die überwiegende Mehrheit der Individuen einer Gemeinschaft in dem Zustand leben, d.h. ihre individuelle Infrastruktur ausagieren, dann würde die Gemeinschaft zwingend auch in ein Optimum der Gemeinwohlförderung hineinwachsen.  

Wer seine Geschichte lieber weiterhin vom Leben erzählen lassen möchte, dem stehe ich sicher nicht im Weg, im Gegenteil, ich beanspruche mehr Gestaltungsspielraum, also soll dieser auch anderen Individuen zur Verfügung stehen. 

Die Frage ist, was passieren würde, wenn jeder seine eigene Geschichte authentisch ausleben würde. Würden wir nicht als Gemeinschaft in einem Zustand der unendlichen Entgrenzung enden, in dem gesellschaftliche Konventionen aufgehoben wären? Ich denke nicht, sie würden sich verschieben, wir können sie nicht aufheben. Sie bilden sich tatsächlich. Aber es wird, zumindest für eine Zwischenzeit, aus heutiger Sicht deutlich schnelllebiger und chaotischer. 

Nicht jeder kann alles, was er in sich findet, ausleben, er will es meist auch gar nicht. Es genügt für die Authentizität, wenn der Einzelne weiß, was in ihm ist und warum er es nicht ausleben darf, beispielsweise weil es andere in ihrer physischen oder psychischen Integrität beschränkt. Aber diese Grenzen als Kompromisse im Interessenkonfliktfall, wer also seine Geschichte wie ausleben darf, müssen innerhalb einer Gemeinschaft ständig neu authentisch miteinander verhandelt werden. Diese Verhandlungen zwischen Individuen und auf einer abstrakteren Ebene auch zwischen Gemeinschaften, Kulturen, Religionen etc. sind global wie lokal in vollem Gange, das waren sie aber schon immer. Sie treten heute nur deutlicher ans Licht. Das macht uns unruhig, weil wir nun nicht mehr leugnen können, dass die Konflikte Eskalationspotenzial in allen Richtungen in sich tragen. Jedes Individuum kann Katastrophen auslösen. Diese Einsicht kann im Individuum ein Gefühl der Hilfslosigkeit hervorrufen, weil es in der Tiefe fühlt, vielleicht zum ersten Mal im Leben wirklich, dass  die gesamte Existenz abhängig ist. Abhängig von anderen Individuen, konkret von jedem einzelnen. Jedes Individuum trägt das Potenzial zur Katastrophe in sich. Jedes Individuum kann aus dieser Welt eine kleine oder große, aber nicht weniger schlimme Hölle machen. Das einzelne Individuum zählt.  

Bei den Interessenkonflikten verhandeln viele nicht authentisch. Sie kennen sich und ihre Interessen nicht. Sie sind fremdbestimmt. Das ist nicht gut. Andere nutzen diese Situation. Es gibt institutionelle Interessenvertreter, welche die Interessen vieler Fremdbestimmter gebündelt verhandeln sollen, doch deren Profile verschwimmen und wir wissen nicht, in welche Richtung die Entwicklung geht. Will der Einzelne seine Interessen vertreten sehen, muss er sie zunächst einmal in sich offenlegen, um dann Strategien der Durchsetzung für sich zu definieren. Erneut, wer es nicht macht, verwirkt sein Recht, sich über die Ergebnisse zu beklagen.      

Einer der Wirkmechanismen ist es, durch Konfrontation der eigenen Verschiedenheit Naivität abzulegen und Toleranz zu fördern. Ziel ist es, den psychischen Resonanzraum („Innenwelt“) in seiner Fülle weitgehend zu erschließen und mit dem physischen Resonanzraum („Außenwelt“) im Sinne der Persönlichkeit eines authentischen Verantwortungsträgers zu harmonisieren. Die sich nach diesem Modell ständig weiterentwickelnde Persönlichkeit ist vor allem zu Beginn und im Anblick extremer Ausprägungen Transformationsprozessen ausgesetzt. Metaphorisch gesprochen, kracht die Person in tiefere Bewusstseinsebenen und ist dort zunächst orientierungslos. Deswegen kann es sich für die Person so anfühlen, als ob sie ohne Halt, „verloren“ wäre. Die Erfahrung zeigt, dass jenes Gefühl lange anhalten und sehr dominant sein kann. Dann sucht man Wege heraus, will zurück zu „alter Stärke“. Eine Insel im offenen Meer finden. Und es gibt sie, die Wege zur Insel. Sie führen aber nicht zu „alter Stärke“, sie führen zur Unabhängigkeit von dem inneren Bedürfnis nach Stärke. Diese Unabhängigkeit ist sozusagen das Meta-Game, das bislang wenige bewusst spielen. 

Auf diesen tieferen Bewusstseinsebenen können Spielregeln (Handlungsmuster) geschrieben, d.h. bewusst verändert werden. Sie können nicht nur, sie müssen geschrieben werden. Deswegen das anfängliche Gefühl der Halt- und Orientierungslosigkeit, es ist wahrnehmbar und deswegen Realität. Jenes Gefühl der Überforderung liegt begründet in der unendlichen Komplexität der Entscheidungen, die scheinbar alle auf einmal getroffen werden müssen. Prozesse, die vorher automatisch abliefen, beispielsweise die Kommunikation mit anderen Menschen, verlangen nun bewusste Entscheidungen, alle auf einmal. Weil das Bewusstsein nun seinen Scheinwerfer auf diese Entscheidungen richtet. Deswegen wird es häufig als Veränderungsprozess, als Umwandlung in ein neues Koordinatensystem empfunden. Waking up. Im Grunde ist es ein Umschwenken des Scheinwerfer-Bewusstseins. Jeder, der ehrlich zu sich ist, durchläuft diese Prozesse im Kleinen oder Großen, bewusst oder unbewusst. Aber es gibt Unterschiede in der Intensität. Sehr intensive Erfahrungen können das Scheinwerfer-Bewusstsein danach deutlich heller leuchten lassen.

Angenommen, das Koordinatensystem einer Person besteht aus den Stützpfeilern Partnerschaft, Familie, Freunden und Beruf. Wenn sich nun ein Vertrauensverlust in mehreren Bereichen ereignet, kann es zum „freien Fall“ kommen, so dass die eigene Infrastruktur komplett neu gebaut werden muss, weil das Vertrauen in das Koordinatensystem des Individuums an sich erschüttert ist. Weil die eigenen Gedanken alles in Frage stellen. 

Auf die Orientierungslosigkeit reagieren viele Personen, in dem sie sich nach Innen zurückziehen, um dort neue Entscheidungsprinzipien zu entwickeln. Hier ist Verständnis geboten. Das ist nicht einfach, denn das „alte“ Orientierungssystem (Handlungsrahmen) hat die Person vom Kleinkindalter an, also viele Jahre erlernt, tradiert und automatisiert. Vielleicht hilft das Bild eines eigenen Betriebssystems weiter, das abgestürzt ist und nicht mehr hochfährt. Man muss ein neues bauen. Über diesen Prozess haben Personen wie Friedrich Nietzsche, Carl Jung und viele andere berichtet. Nietzsche spricht von der Umwertung der Werte. Jung von dem Prozess der Individuation. Es sind psychologisch reale Prozesse und es sind Wachstumsprozesse, die sicherlich nicht ungefährlich sind, aber ich wehre mich gegen die derzeitige Pathologisierung und Mystifizierung dieser Transformationsprozesse, sehe sie als Entwicklungsphasen im Menschen.

Im Rahmen dieser Prozesse wird die eigene Infrastruktur erkundet, geprüft, entworfen und gebaut.

Wer sich mit Aufstieg und Zerfall politischer Systeme beschäftigt, die alle den Anspruch haben, eine Gemeinschaft langfristig, ständig verbessernd in den Zustand ihrer Idee einer „Kultur“ zu führen, der kommt zu der Frage, an welchem Punkt der Zerfall beginnt, wann die Gemeinschaft „gekippt“ ist. Für die Beantwortung dieser Frage ist zunächst zu verstehen, dass jedes politische Ordnungssystem eine fiktive Parallelstruktur ist, geschaffen durch Individuen für Individuen. Der Zerfall dieser Ordnungsstruktur beginnt immer an dem Punkt, an dem die strukturschaffenden Individuen anfangen, die Individuen an ein von ihnen erdachtes System anpassen zu wollen und nicht das System an die Individuen. Das Universum wächst fließend. Jedes von Menschen geschaffene System muss sich an dieses fließende Wachstum ständig anpassen.

Strategische Ausrichtung des Individuums in der Welt: Wer sich die Frage stellt, wie er sich als Individuum strategisch gut in der Welt ausrichten kann, der stellt sich implizit die Identitätsfragen. Diese umfassen nicht nur die berühmte philosophische Frage, wer bin ich. In jener Frage verlieren sich seit jeher die Geister. Auch du kannst es versuchen, es ist ein romantisch-melancholisches Abenteuer, ich bin den Weg ein Stück weit gegangen. Es ist ruhig dort, und es kann sehr dunkel werden. Aber, wer diesen Weg geht, stärkt und beleuchtet sein Wurzelwerk. Wer in der Tiefe aufräumen und wachsen möchte, dem ist dieser Wanderpfad durchaus anzuraten. Nur sollten regelmäßig Schnipsel fallen gelassen werden, um den Rückweg von den Gipfeln hoher Abstraktionsebenen hin zur konkreten Verortung im Alltag zu erleichtern, es sollten Seile gespannt werden, an denen man sich zurück hangeln kann, und es sollten Sicherungshaken befestigt werden, damit die Seile greifen, wenn man die Stufen der Ebenen verfehlt, daneben tritt, in der Innenwelt abstürzt mit allen psychischen Begleiterscheinungen, die den physischen Begleiterscheinungen eines Tauchers ähneln, der in der Außenwelt ohne Druckausgleich zu schnell aus der Tiefsee auftauchte. Die Innenwelt ist für uns derzeit lebende Menschen noch wie ein unerschlossener Abenteuerpark. Mit Abgründen, Steilhängen, höchsten Gipfeln, Aussichtspunkten und zum Entspannen einladenden Oasen. Die Gefahren des Rutschens, Stürzens und Sich-Verlierens bleiben in der Innenwelt wie in der Außenwelt real, daran besteht kein Zweifel. Jedes Individuum sieht sich daher, nach wie vor, mit der Herausforderung konfrontiert, sich nicht nur mit beiden Welten, der Innenwelt wie der Außenwelt, zu beschäftigen, sondern diese miteinander zu vereinen und seine Existenz gerade in der Vereinigung zu erkennen. Mein Anspruch war es lange, mir beide Welten weitgehend bewusst zu machen. Phase des Erkundens. Irgendwann veränderte sich mein Anspruch dahin, aus dem in der Erkundungsphase gefundenen Material etwas zu bauen. Einen Bau zu errichten. Einen Bau, der mindestens zwei Teile enthält, einen in der Außenwelt und einen in der Innenwelt. Beide Teile sind in dem Bau mit einem stilvoll verzierten Säulengang, einer Art Brücke verbunden, aus anderer Perspektive könnte es gar als Himmelsleiter interpretiert werden. Erst die Vereinigung beider Welten im Rahmen einer individuell-authentischen menschlichen Existenz wird dem derzeitigen Anspruch der Rolle des authentischen Verantwortungsträgers gerecht. Insoweit ist der Mensch weiterhin im Prozess des Über-sich-hinaus-wachsens. Das ist der Weg. Das menschliche Bewusstsein weitet sich derzeit. Es ist zunehmend mehr Menschen möglich, den Prozess anzunehmen, sich auf einer höheren Abstraktionsstufe zu verorten, sich über Abgrenzungsprozesse zu individualisieren und die Rolle des individuell-authentischen Verantwortungsträgers einzunehmen. Ernte des Prozesses ist die emotionale Ästhetik der Existenz, manche nennen es Karma, die sich in der Vereinigung der beiden Welten zeigt und in das Universum als Kraftquelle ausstrahlt und daher als entknotete menschliche Existenz zu bezeichnen ist. Das Individuum hat über die Vereinigung beider Welten ein Bewusstsein auf höherer Abstraktionsebene erlangt. Für Individuen, die ein solches Bewusstsein (noch) nicht erlangt haben, ist es ganz natürlich unvorstellbar, dass ein solches Bewusstsein existiert. Es ist für sie wohl eher eine Glaubensfrage, ob es existiert. An dieser Stelle zeigt sich ein interessantes Phänomen, die Individuen, die daran glauben, suchen Wege und hinterfragen. Wer nicht daran glaubt, der sucht es auch nicht. Hinterfragt er auch weniger? Das ist mir noch nicht ganz klar. Klar ist aber, durch Hinterfragen, Suchen, Zweifeln und Scheitern erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, in höhere Abstraktionsebenen vorzustoßen. Wer sich so durch die Welt bewegt, also sein Leben suchend, hinterfragend, zweifelnd, scheiternd, an allem interessiert verbringt, der wird strukturell immer wieder an den Punkt des Scheiterns, sozusagen in den Abgrund geführt und kennt sich dort irgendwann aus. Das passiert tatsächlich, dazu muss das individuelle Bewusstsein nicht viel beitragen, das Unterbewusstsein zeichnet die Landkarte von ganz alleine. Das Bild eines Abgrundes, das sich gerade vor unseren inneren Augen aufbaut, ist intuitiv mit einer anderen Ebene verbunden. Unseren derzeitigen Standort und den Abgrund trennt etwas. In der Innenwelt, die natürlich von der über Raum und Zeit organisierten Außenwelt geprägt ist, empfinden wir die Situation so, als dass wir jetzt gerade hier oben stehen (Standortbestimmung) und hoffentlich nicht in den Abgrund fallen (Vermeidung Standortwechsel über Emotion Angst). Der Mensch hat schlechte Erfahrungen mit Standortwechseln gemacht, vor allem mit denen, die noch keiner vorher versuchte. Also geht er lieber vorgezeichnete Wege. Doch vorgezeichnete Wege führen nicht zur Individualisierung über Abgrenzungsprozesse. Dafür muss jedes Individuum eigene Wege finden, einen eigenen Orientierungssinn entwickeln, selbst in den Abgrund schauen und im Zweifel mehrfach scheitern. 

Auf geht’s.

 

Aufs Minimum reduziert.

Aufs Maximum expandiert.

Im Optimum feinjustiert.